Hatschek, Ludwig (1856-1914), Erfinder des Asbest

Hatschek Ludwig, Erfinder. * Tieschetitz (Těšetice, Mähren), 9. 10. 1856; † Linz, 15. 7. 1914. Sechstes Kind des Bierbrauers Philipp H., der seit 1866 die Linzer Brauerei besaß, die Ludwig H. dann mit seinem Bruder und Schwager fortführte. 1890 schied er aus der in eine Aktienges. umgewandelten Brauerei aus und befaßte sich in Schöndorf bei Vöcklabruck zunächst mit der Herstellung von Asbestwaren in einer eigenen kleinen Fabrik. Unermüdlich und zäh verfolgte H. 1894–1900 in zahlreichen, immer neuen Versuchen den Gedanken, aus Asbest mit einem Bindemittel feste, dauerhafte und frostbeständige Dachplatten zu erzeugen. Endlich gelang ihm die maschinelle Herstellung des Asbestzementes, einer Mischung aus fein aufbereiteten Asbestfasern mit Portlandzement. Das Verfahren zur Erzeugung der unter dem Markennamen „Eternit“ bekannten Dachplatten wurde in vielen Staaten patentiert. Schon 1903 wurde in Frankreich die erste ausländ. Asbestzement-Fabrik gebaut; heute stellen 200 Fabriken in allen Kulturstaaten der Erde Asbestzement nach dem H.-Verfahren her. Zahlreiche Patentprozesse, die H. aber alle gewinnen konnte, der Ausbau der Eternit-Werke L. H. in Vöcklabruck, der Kampf um die Anerkennung der Güte der „Eternit“-Dachplatten, die Gründung von drei weiteren Eternit-Fabriken in Österr.-Ungarn, der Bau der eigenen Zementfabrik in Gmunden, die Sicherung der für die Herstellung erforderlichen großen Asbestmengen, die vielen Reisen zu den anderen Asbestzement-Werken und der Kampf um den vertragsgemäßen Eingang der Lizenzbeträge, ließen den rastlos mit eiserner Energie seine Ziele verfolgenden genialen Erfinder sehr rasch seine Lebenskraft verbrauchen. Außer den „Eternit“-Dachplatten für die verschiedensten Deckungsarten werden heute aus Asbestzement in der ganzen Welt folgende Waren im Prinzip nach dem gleichen, von H. erfundenen Verfahren in immer steigendem Maße erzeugt: Wellplatten für Dächer und Umwandungen, Platten für Außen- und „Korneternit“ -Tafeln für dekorative Innenwandverkleidungen, Druckrohre und ihre eisenfreien Kupplungen für Wasser- und Gasleitungen, Abflußrohre, Pflanzengefäße und viele Spezialformen für zahlreiche Industrien. Die Erfindung H.s schuf die maschinell gefertigten Asbestzementwaren. Diese wurden ein beliebter, längst in seiner hohen Qualität allgemein anerkannter, aus dem neuzeitlichen Bauschaffen nicht mehr wegzudenkender Baustoff.

L.: Internationale Asbestzement-Revue, Jg. 2, Jan. 1957, H. 1; Bll. für Technikgeschichte, H. 18, 1956, S. 95 ff.; L. H., Festnummer der Z. der Eternit-Werke L. H., Vöcklabruck, 1956; N. Österr. Biogr. 10, 1957.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 8, 1958), S. 208
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