Hauser, Johann Nepomuk (1866–1927), Politiker und Priester

Hauser Johann Nepomuk, Politiker und Priester. Geb. Kopfing (Oberösterreich), 24. 3. 1866; gest. Linz (Oberösterreich), 8. 2. 1927 (begraben: Wilhering, Oberösterreich); röm.-kath. Sohn des Gastwirts Joseph Hauser sowie der Theresia Hauser, geb. Brunbauer. – Nach der Absolvierung des Jesuitengymnasiums am Freinberg 1885 studierte H. 1885–89 Theologie an der Linzer Diözesanlehranstalt. Nach der Priesterweihe 1889 wirkte er als Kaplan in Gaflenz und ab 1890 in der Vorstadtpfarre Wels. Ein Halsleiden verhinderte seine weitere Tätigkeit in der Seelsorge und so bekleidete er ab 1891 die Funktion des Sekretärs des Oberösterreichischen Volkskredits. 1897 wurde H. in den Ausschuss des Instituts gewählt, dessen Kanzleidirektor er schließlich 1918 wurde. 1893–95 wirkte er als Redakteur der „Christlichen Kunstblätter“ sowie ab 1895 der „Katholischen Arbeiter-Zeitung“. 1897–1913 war er überdies als Rechnungsprüfer des Katholischen Pressvereins tätig. Ab 1897 fungierte er als Ausschussmitglied des Katholischen Volksvereins, später als dessen Kassier und ab 1909 als Schriftführer sowie als Redakteur des „Volksvereinsboten“. Diese Funktionen markierten den Beginn von H.s politischer Tätigkeit. 1899 als Abgeordneter in den oberösterreichischen Landtag gewählt, wurde er 1908 als Nachfolger →Alfred Ebenhochs zum Landeshauptmann von Österreich ob der Enns ernannt. Mit seiner Wahl in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats betrat er 1909 die überregionale politische Bühne: 1917–19 fungierte H. als Klubobmann der Christlichsozialen im Reichsrat und 1918–20 als Nachfolger →Aloys Prinz von und zu Liechtensteins als Parteivorsitzender. Nach dem Ende der Monarchie wurde H. 1918 anstelle von →Jodok Fink einer der drei Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung, 1919 schließlich 2. Präsident der Konstituierenden Nationalversammlung. Nach den Nationalratswahlen 1920 lehnte er das Angebot, Präsident des Nationalrats zu werden, ebenso ab wie eine Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten. Er blieb zwar 1920–27 Abgeordneter zum Nationalrat, konzentrierte sich in diesen Jahren jedoch auf seine Rolle als oberösterreichischer Landeshauptmann. Dabei setzte er sich nicht nur für eine autonome Landesverfassung ein, sondern versuchte sich auch an der Sanierung der Landesfinanzen sowie an der Demokratisierung der Landtags- und Gemeinderatswahlordnungen. Während des 1. Weltkriegs setzte er sich zum Ziel, das Leid der Bevölkerung durch verschiedene Hilfsaktionen zu mildern. Mit dem Zusammenbruch der Monarchie beschäftigte ihn v. a. die Sicherheitsfrage in Oberösterreich. Die Schaffung eines das Sicherheitsproblem beratenden Ausschusses, dem Vertreter aller Parteien angehörten, trug wesentlich zur Entspannung der politischen Gegensätze im Land bei. Sein ausgleichendes Wesen half auch, ein Auseinanderbrechen der Christlichsozialen in den Umbruchsjahren nach 1918 an der Frage der zukünftigen Staatsform und eines eventuellen Anschlusses an das Deutsche Reich zu verhindern. H. erhielt 1913 die Würde eines päpstlichen Hausprälaten, wurde 1914 Ritter des Franz Joseph-Ordens sowie 1918 Geheimer Rat.

L.: NDB; J. Honeder, in: Jahresbericht des Bischöflichen Gymnasiums Kollegium Petrinum in Urfahr-Linz 65, 1969, S. 3ff.; J. Honeder, J. N. H., 1973; H. Slapnicka, Oberösterreich – Die politische Führungsschicht 1918 bis 1938, 1976; L. Reichold, J. Fink und N. H., 1989; Pfarre Kopfing, Oberösterreich.
(R. Öhlinger)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 8, 1958), S. 218f.
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