Heger, Ignaz (1824–1880), Techniker und Mediziner

Heger Ignaz, Techniker und Mediziner. Geb. Wien, 24. 11. 1824; gest. ebd., 13. 12. 1880; röm.-kath. Sohn des Chirurgen und Primars Anton Heger; verheiratet mit Franziska Heger, geb. Deschler. – H. besuchte bis 1840 das Gymnasium in Wien 8, absolvierte daneben aber auch eine Tischler- und Drechslerlehre und war zudem ein guter Musiker (Cellist). Dennoch begann er 1842 auf Wunsch seines Vaters ein Studium der Medizin und Chirurgie an der Universität Wien; 1848 Dr. med., 1851 Dr. chir. Ab 1851 arbeitete H. als Sekundararzt am Wiener Allgemeinen Krankenhaus, ab 1853 als Hausarzt der niederösterreichischen Findelanstalt und an verschiedenen weiteren Anstalten. 1853–65 war er Adjunkt an der Lehrkanzel für höhere Mathematik an der Universität Wien bei →Josef Petzval, wo er u. a. an dessen Werk über die Integration der linearen Differenzialgleichungen mitwirkte. Daneben begann er mathematische und analytisch-mechanische Studien. Er richtete sich eine mechanische Werkstätte ein und machte auch eine Reihe von Erfindungen, darunter eine spezielle Drehbank (1851) und ein geräuscharm arbeitender Schraubenventilator (1862). Exemplare davon wurden in mehreren Spitälern eingebaut, so u. a. im Garnisonsspital Nr. 1, in einem Spital in St. Petersburg und im Krankenhaus der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde, sowie im Hofopernhaus in Wien und im Theater in Frankfurt am Main. H. übernahm auch die Berechnung der Ventilatoren für das neue Wiener Rathaus, das Parlament und die Hofmuseen. 1856 bewarb er sich erfolglos um die Lehrkanzel für höhere Mathematik nach →Johann Michael Joseph Salomon am Wiener polytechnischen Institut. 1865 wurde er dort jedoch als Nachfolger von →Jakob Reuter zum o. Professor der mechanischen Technologie berufen und war damit zugleich auch für die wissenschaftliche Betreuung der bedeutenden Sammlungen des k. k. Technologischen Kabinetts verantwortlich. 1875–77 amtierte er als Dekan der Maschinenbauschule, 1877/78 als Rektor der Technischen Hochschule in Wien. H. war Mitglied und Gutachter im Privilegiencomité des Handelsministeriums sowie Mitglied der k. k. Normal-Aichungs-Commission, des Niederösterreichischen Gewerbevereins und der Wiener Weltausstellungs-Kommission (1873) und pflegte enge Kontakte zur Industrie. Seine wissenschaftlichen Verdienste wurden gewürdigt durch seine Wahl zum korrespondierenden Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien 1863 und durch die Verleihung des Ordens der Eisernen Krone III. Klasse 1877. H. war aufgrund seines ungewöhnlichen Werdegangs vielseitig gebildet auf medizinischem, technischem und mathematischem Gebiet, sowohl praktisch wie in der Theorie. Er verhalf der bis dahin nur darstellend und empirisch behandelten mechanischen Technologie zum wissenschaftlichen Durchbruch.

W.: Auflösungsmethode für algebraische Buchstabengleichungen mit einer einzigen unabhängigen Buchstabengröße, in: Denkschriften Wien, math.-nat. Kl. 12, 1856, 13, 1857; Über die Auflösung eines Systemes von mehreren unbestimmten Gleichungen des ersten Grades in ganzen Zahlen, ebd. 14, 1858.
L.: Almanach Wien 31, 1881, S. 200ff.; Die k. k. Technische Hochschule in Wien 1815–1915, red. J. Neuwirth, 1915, s. Reg.; 150 Jahre Technische Hochschule in Wien 1815–1965, ed. H. Sequenz, 1–2, 1965, s. Reg.; Eine Sammlung von außerordentlicher Geschlossenheit. Die Rektorengalerie der Technischen Universität Wien, ed. J. Mikoletzky, 2015, S. 58 (mit Bild); TU, UA, beide Wien.
(J. Mikoletzky)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 8, 1958), S. 239
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