Heider, Paul (Alois) (1868-1936), Ordensangehöriger und Hochmeister

Heider Paul (Alois), O. Teut., Propst und Hochmeister. * Neu-Adamsthal (Adamov, österr. Schlesien), 21. 6. 1868; † Troppau (Opava, österr. Schlesien), 25. 1. 1936. Trat 1886 in den Dt. Orden ein, stud. an der Univ. Innsbruck Theol., 1892 Priesterweihe und feierliche Profeß. 1893 Kooperator in Alt-Vogelseifen, 1896 in Freudenthal, 1906–09 Pfarrer in Würbenthal, 1909–16 in Freudenthal, 1916 Propst und Pfarrverweser in Troppau. Seit 1930 im Generalrat des Dt. Ordens, leitete er seit 1932 als Generalvikar dessen Geschäfte und wurde am 30. 5. 1933 zum Hochmeister gewählt. Die Problematik und Härte der Zeit (Los-von-Rom-Bewegung, Zerfall der Österr.-ung. Monarchie) verlieh H.s Wirken eine über das Priesterliche hinausgehende kulturkämpfer. Bedeutung für die röm. kath. Kirche und im besonderen für die dt. Katholiken im Rahmen der neuen Tschechoslowakei. Zur Erreichung beider Ziele dienten Vereinswesen, Presse und Schule. Den kath. Gesellenver. in Freudenthal wandelte er in den „Kath. Volksver.“ um, dessen stattliches neues Vereinshaus 1890 eingeweiht wurde; später wurde H. stellvertretender Vorsitzender des die dt. Priester der Erzdiözese Olmütz zusammenfassenden „Dt. Priesterver.“ sowie des „Volksbundes der dt. Katholiken für Mähren und Schlesien“ und schuf das „Normalstatut für die kath. Organisationen“ (1907) als Grundlage der kath. Volksbewegung. 1919 gründete er die Verlagsanstalt „Das Volk“ („Tagbl. für das christlich-dt. Volk“) und machte aus dem unscheinbaren Betrieb in Jägerndorf ein in einem techn. modernen Bau (vollendet 1930) untergebrachtes Unternehmen. H.s Hauptwerk war das 1926 eingeweihte Knabenseminar in Freudenthal, das die Sorge um den Priesternachwuchs für die dt. Katholiken in der Tschechoslowakei (im erzbischöflichen Seminar in Kremsier wurde nicht mehr dt. unterrichtet) beenden sollte. Sein letztes Werk war die Erbauung der Krieger-Gedächtniskirche zur hl. Hedwig in Troppau (1933–36). H., vielfach geehrt und ausgezeichnet (u. a. erhielt er als 1. Hochmeister die Abtwürde), bekundete bei allen diesen Gründungen ein ungewöhnliches Organisationstalent. Der vielfältige und umfassende Charakter seines Wirkens entfaltete sich besonders deutlich durch seine Tätigkeit in der Troppauer Stadtvertretung (1920–31 Stadtrat), vor allem in den sozialen und kulturellen Einrichtungen der Stadt.

L.: Das Volk vom 2. 6. 1933, vom 28., 29., 30. 1. und 1., 2. und 4. 2. 1936; Freudenthaler Ländchen, Beilage zur Freudenthaler Ztg., Jg. 16, F. 2, Februar 1936; Deutschordens-Zentralarchiv Wien, Abt. „Hochmeister“ Kart. 549, Abt. Geh. Kanzlei XII.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 8, 1958), S. 242f.
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