Hempt, Adolf (1874–1943), Mediziner

Hempt Adolf, Mediziner. Geb. Neusatz, Ungarn (Novi Sad, SRB), 21. 9. 1874; gest. ebd., 21. 7. 1943; evang. Sohn eines protestantischen Missionars und Privatbeamten; ab 1903 verheiratet mit Maria Hempt, geb. Winkler. – Nach Besuch des Obergymnasiums in Sarajewo (Sarajevo) studierte H. ab 1892 Medizin an den Universitäten Graz und München (1897); 1898 Dr. med. in Graz. Zunächst im Garnisonsspital 1 in Wien verwendet, wurde er 1901 als Militärarzt in die Kavallerie-Kaserne nach Groß-Enzersdorf versetzt. Ab 1905 praktizierte H. als Bergwerks- und praktischer Arzt in Lukavac. Im 1. Weltkrieg in diversen Militärspitälern tätig, darunter als Kommandant in jenem von Triest, arbeitete er nach dem Zerfall der Österreichisch-ungarischen Monarchie kurze Zeit wieder in Lukavac und kehrte 1921 nach Novi Sad zurück. Sein Name ist untrennbar mit der Impfprophylaxe gegen Tollwut verbunden: In Lukavac, wo er zahlreiche tollwutinfizierte Patienten behandelte, entstand sein Interesse für die Erforschung von Therapie und Vorbeugungsmaßnahmen. Da die für die Postexpositionsprophylaxe nötigen Pasteur-Institute weit entfernt waren und sich der Impfstoff damals nicht transportieren ließ, wurde H. beauftragt, in Novi Sad ein Pasteur-Institut zu gründen, dessen Direktion er auch übernahm. Dort entwickelte er ein neues Impfserum gegen Tollwut, über das er 1925 erstmals publizierte („Sur une methode rapide de traitement antirabique“, in: Annales de l’Institut Pasteur 39) und das er 1927 auf einer Konferenz in Paris vorstellte. Sein Totimpfstoff, der einfach in Anwendung und Lagerung war, Nebenwirkungen verringerte und die Impftherapie von rund einem Monat auf nur sechs Tage verkürzte, wurde innerhalb kurzer Zeit in vielen Ländern Europas, darunter in Österreich, Deutschland, Ungarn und der Tschechoslowakei, produziert sowie nach Afrika exportiert und bis in die späten 1980er-Jahre verwendet. 1934 trat H. in den Ruhestand, wurde aber in den frühen 1940er-Jahren nochmals mit der Leitung seines Instituts betraut. Seine 1938 erschienene Publikation „Ueber eine karbolisierte antirabische Aether-Vaccine und ihren Schutzwert bei Mensch und Tier“ (in: Behringwerk-Mitteilungen 9) hat heute noch internationalen Stellenwert. H. wurde mit dem St.-Sava-Orden ausgezeichnet.

Weitere W.: Über Versuche der Hygiama, in: Wiener medizinische Presse 43, 1902; etc.
N.: M. Kaiser – W. Piringer, in: WKW 56, 1943, S. 721f.
L.: D. Lalosević, Dr. A. H. visit to Paris in 1925, in: Medicinski pregled 51, 1998, S. 61–63; ders., 130 godina od rođenja Dr A. H. 130 years since the birth of Dr A. H., in: Eskulap 3, 2008, S. 97–101 (m. B. u. L.); ders., Scientific importance of Serbian Pasteur Institutes, in: Archive of Oncology 18, 2010, S. 125–127; UA, Graz, Steiermark; UA, München, D.
(D. Angetter)   
Zuletzt aktualisiert: 15.3.2013  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 2 (15.03.2013)