Hetzendorf von Hohenberg (Hochberg, Hochenberg, Hohberg), Johann Ferdinand Edler (1733–1816), Architekt

Hetzendorf von Hohenberg (Hochberg, Hochenberg, Hohberg) Johann Ferdinand Edler, Architekt. Geb. Wien, 7. 2. 1733; gest. ebd., 14. 12. 1816; röm.-kath. Sohn des Malers Johann Samuel Hetzendorff und der Theresia Ursula Hetzendorff, geb. Nefzer; in 1. Ehe ab 1759 mit Eleonore Gundinger, in 2. Ehe ab 1792 mit Rosalia Müllner verheiratet. – Angeblich studierte H. an der Wiener Akademie der bildenden Künste und unternahm im Anschluss daran eine ausgedehnte Studienreise nach Deutschland und Italien. Am Beginn seiner Karriere schien H. v. a. als Theatermaler tätig gewesen zu sein. Als erste beglaubigte Werke gelten das Titelblatt des Matrikelbands der Universität Wien (1755) und der Entwurf für den Hochaltar der Wallfahrtskirche Heiligenkreuz-Gutenbrunn (1757). Im Rahmen der Hochzeitsfeier von Erzherzog Joseph und Isabella von Parma wurde er 1760 erstmals vom Wiener Kaiserhof beschäftigt und arbeitete an der Seite des Pariser Architekten Giovanni Niccolò Servandoni an den Bühnendekorationen für die Festoper „Tetide“ von Christoph Willibald Gluck. 1765 suchte H. um die Verleihung des Adelsprädikats „von Hohenberg“ an, 1766 erfolgte die Erhebung in den Reichsadelsstand. Mit wenigen Ausnahmen nannte er sich fortan ausschließlich „Hohenberg“. Die frühzeitige Nobilitierung ohne nennenswerte vorherige Tätigkeit erscheint ohne Intervention (etwa durch Staatskanzler Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rietberg) kaum möglich; für Kaunitz war er in jenen Jahren nachweislich tätig und durch ihn erfolgte wohl auch die Empfehlung an den Kaiserhof. 1767 zeichnete H. für die Ausmalung, nicht aber für den Umbau des Schönbrunner Schlosstheaters verantwortlich und entwarf im Mai 1768 Ehrengerüste für die Piaristen und die Salesianerinnen. Der Erfolg dieser ephemeren Architekturen veranlasste ihn sichtlich zu seiner Bewerbung um Aufnahme an die k. k. Zeichnungs- und Kupferstecherakademie von Jakob Matthias Schmutzer, zu deren Mitglied er 1768 ernannt wurde. Ab 1770 wirkte er dort als Professor für Baukunst und ab der Gründung der Vereinigten Akademie der bildenden Künste 1772 als Direktor der Architekturschule; letztere Funktion hatte er bis zu seinem Tod inne. Auf Staatskanzler Kaunitz geht sicher auch die Vermittlung H.s als Architekt für die Vollendung des Schönbrunner Schlossparks (ab 1771) zurück, wo Neptunbrunnen (1775–80), Gloriette (1775), Obeliskenbrunnen (1777–78) und Römische Ruine (1778) nach seinem Entwurf entstanden. 1775 erhielt er den Titel eines Hofarchitekten ohne Gehaltsanspruch und ab November 1776 betreute er als wirklicher Hofarchitekt alle Hofgebäude in den Vororten. Für Johann Graf von Fries gestaltete er Schloss Vöslau sowie den dortigen Schlosspark um (ab 1773) und für die Lichtentaler Pfarrkirche entwarf er einen neuen Hochaltar (1776–78). Durch eine Neuordnung der Zuständigkeitsbereiche im kaiserlichen Hofbauamt zeichnete H. ab 1782 auch für die Hofgebäude in den Vorstädten und ab 1783 für den „Bauplatz Stadt“ verantwortlich. In dieser Funktion leitete er die Umgestaltung aufgehobener Klöster zu Amtsgebäuden (ab 1782) und die Regotisierung der Augustinerkirche (1784). In weiterer Folge wurde er von der Italienischen Kongregation mit der gotisierenden Umgestaltung der ehemaligen Minoritenkirche zur italienischen Nationalkirche Maria Schnee (1785–86) beauftragt. Mit dem Palais Fries(-Pallavicini) auf dem Josefsplatz (1783–84) und der Pfarrkirche in Austerlitz (1786) entstanden zwei seiner wichtigsten frühklassizistischen Bauten. Aufgrund seiner vielfältigen Tätigkeit kam er seiner Lehrverpflichtung an der Akademie nur ungenügend nach, was zu Kontroversen mit den zuständigen Professoren führte. 1789 übernahm H. interimistisch die Leitung des Hofbauamts und machte sich Hoffnungen auf die offizielle Übertragung dieser Position. Leopold II. ernannte 1791 jedoch Vinzenz von Struppi zum neuen Leiter der Behörde, und H. reichte 1793 sein Rücktrittsgesuch ein. Dennoch war er auch nach seiner Pensionierung für das Kaiserhaus tätig und widmete sich anfangs v. a. der Gartengestaltung. Im Schlosspark Laxenburg errichtete er das Haus der Laune (1798-99), die Einsiedelei (um 1798) und die Chinesische Brücke (1797), und mit dem Tempel der Nacht im Schlosspark Schönau (1796–99/1800) schuf er im Auftrag von →Peter Freiherr von Braun einen weiteren phantasievollen Staffagebau in einem englischen Landschaftsgarten. In den letzten Jahren wandte er sich wieder monumentaler Architektur zu und legte mehrere Projekte zum Ausbau der Wiener Hofburg (1802–09) und für den sogenannten Vereinigungsbau in Laxenburg vor. Der Entwurf eines Triumphbogens für Kaiser →Franz II. (I.) vor dem Kärntnertor (1814) stand am Ende seines Schaffens. Ab 1758 war H. Ehrenmitglied der Kaiserlich Franciscischen Akademie der Freien Künste in Augsburg.

Weitere W.: Altäre der Pfarrkirche St. Josef, 1771 (Wien 5); Brücke über die Grünbergstraße, 1776–77 (Wien); Trauergerüste für Joseph II. und Erzherzogin Elisabeth, 1790, Trauergerüste für Leopold II. und Maria Ludovica, 1792 (alle Augustinerkirche, Wien 1); Pfarrkirche St. Anna, 1792 (Verl); Glashaus auf der Terrasse des Augustinergangs der Wiener Hofburg, 1793; Stallungen in Laxenburg, 1807–09.
L. (tw. unter Hohenberg): AKL; NDB; Thieme–Becker; Wurzbach; E. Hainisch, Der Klassizismus des Architekten J. F. H. v. H. in seiner Mittelstellung zwischen Spätbarock und Romantik, phil. Diss. Wien, 1925; E. Hainisch, Der Architekt J. F. H. v. H., 1949; W. Wagner, Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien, 1967, s. Reg.; R. Wagner-Rieger, in: Geschichte der Stadt Wien, NR 7/3, 1973, s. Reg.; A. Brock, Das Haus der Laune im Laxenburger Park bei Wien, 1996; E. Iby – A. Koller, Schönbrunn, 2000, S. 208ff.; F. Dahm, in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 52, 2002, S. 113ff.; Th. Heskia, Die Pfarrkirche von Austerlitz, phil. DA Wien, 2003; Der malerische Landschaftspark in Laxenburg bei Wien, ed. G. Hajós, 2006, s. Reg.; J. A. Rice, The Temple of Night at Schönau, 2006; Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus, ed. H. Lorenz – A. Mader-Kratky, 2016, s. Reg.; A. Mader-Kratky, Der Wiener Hofarchitekt J. F. H. v. H. (1733-1816), phil. Diss. Wien, 2017 (mit Bild); Architektenlexikon Wien 1770–1945 (mit Bild, nur online, Zugriff 30. 3. 2017); ABK, Wien.
(A. Mader-Kratky)   
Zuletzt aktualisiert: 27.11.2017  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 6 (27.11.2017)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 307f.
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