Hoernes, Rudolf (1850-1912), Geologe und Paläontologe

Hoernes Rudolf, Geologe und Paläontologe. * Wien, 7. 10. 1850; † Judendorf b. Graz, 20. 8. 1912. Sohn des Geologen Moriz H. (s. d.), Bruder des Vorigen, Schüler und Neffe von E. Sueß. Stud. ab 1869 an der Univ. Wien, 1875 Dr.phil., 1873–76 Praktikant an der Geolog. Reichsanstalt, 1876 ao., 1881 o. Prof. für Geol. an der Univ. Graz, deren geolog. Inst., erst 1879 vom „Mineralog. Kabinett“ getrennt, im wesentlichen von ihm aufgebaut wurde. Er verzehnfachte den Bestand der Smlgn. und baute, zu einem großen Teil mit von ihm gespendeten Büchern, die unbedeutende Bibl. zu einer der bedeutendsten ihres Sachgebietes aus. H. schuf die grundlegenden Werke über das Jungtertiär Österr. In seinen Schriften werden nicht nur zahlreiche Einzelfragen, insbesondere zum Tertiär der Stmk. geklärt, sondern auch darüber hinaus Fragen allg. Bedeutung einer Lösung zugeführt. Auf rein paläontolog. Gebiet ist seine Arbeit über die Gastropoden des Wr. Tertiärs hervorzuheben, welche wie die Arbeiten seines Vaters für deren Stud. grundlegend ist. Von größter theoret. Bedeutung sind H.s Arbeiten zur Erdbebenkunde. Er stellte erstmalig unter gleichzeitiger Widerlegung der Theorien R. Falbs (s. d.) die Einteilung der Erdbeben nach ihrer Entstehungsweise in Einsturzbeben, vulkan. und tekton. Beben auf (1877) und begründete sie eingehend. Seine Einzelstud. verschiedener, vor allem steir. Beben bringen in lokaler Hinsicht u.a. eine Erörterung der Mürzlinie, in theoret. Hinsicht insbesondere wiederholt eine Behandlung der transversalen Stoßlinien. Ergänzt wird sein Lebenswerk durch verschiedene geolog.-stratigraph. Arbeiten, die meist auf eigener Anschauung beruhen; als Angehöriger der Geolog. Reichsanstalt war er an geolog. Aufnahmen in Südtirol beteiligt, Reisen führten ihn 1872 nach Italien. 1873 Griechenland und der Türkei, 1897 nach Finnland und in den Kaukasus, 1900 Südfrankreich, 1902 und 1904 Makedonien (im Auftrag der Akad. d. Wiss. in Wien zu Erdbebenstud.), 1905 Spanien, auf die Balearen und nach Algier. Korr. Mitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien.

W.: Tertiär-Stud., in: Jb. der Geolog. Reichsanstalt 24, 1874 (zugleich Diss.); Die Gasteropoden der Meeres-Ablagerungen der I. und II. miocänen Mediterranstufe in der österr.-ung. Monarchie, gem. mit M. Auinger, H. 1–3, in: Verhdlg. der Geolog. Reichsanstalt 12, 1879–82, H. 4–8, selbständig: 1891; Die Erdbebentheorie Rudolf Falbs, 1881; Elemente der Paläontol. (Paläozool.), 1884, franz. 1886; Die Vulkane, Das Wasser, seine geolog. Wirkungen, Geolog. Zeitrechnung, in: Handwörterbuch der Mineral., Geol. und Paläontol., hrsg. von A. Kenngott, Bd. 3, 1887; Erdbebenkunde, 1893; Paläontol., 1899, Smlg. Göschen, 2. Aufl. 1904; Bau und Bild der Ebenen Österr., in: Bau und Bild Österr.s, hrsg. von F. E. Sueß, C. Diener, V. Uhlig und R. H., 1903; Das Aussterben der Arten und Gattungen sowie der größeren Gruppen des Tier- und Pflanzenreiches, 1911; etc. Hrsg.: G. Leonhard, Grundzüge der Geognosie und Geol., 4. Aufl. 1889. Vgl. F. Heritsch, Druckschriften von Dr. R. H. 1872–1905, 1906 und CSP 10, 12, 15.
L.: Grazer Tagbl. vom 21. 8. 1912; Mitt. des Naturwiss. Ver. für Stmk. 49, 1912, S. 3–58 (mit Werksverzeichnis); Mitt. der Geolog. Ges. in Wien 5, 1912, S. 309–23; Dt. Rundschau für Geographie und Statistik 35, 1912, S. 232f.; Almanach Wien, 1913; Verhdlg. der Geolog. Reichsanstalt 1912, S. 265–68; Poggendorff 3–5; Kukula 1892 und 1893; Kürschner, Gel. Kal. 1912; Wer ist’s? 1912; Biogr. Jb. 1917.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 369f.
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