Hoffmann, Johann (1802-1865), Sänger und Theaterdirektor

Hoffmann Johann, Sänger und Theaterdirektor. * Wien, 22. 5. 1802(05); † Wien, 13. 9. 1865. Sohn eines Beamten des Grundgerichtes der ehemaligen Vorstadt Erdberg, 1820 beim Wr. Magistrat angestellt, nahm Gesangsunterricht beim Bruder der Tänzerin Fanny Elßler (s. d.) und debut. am 28. 11. 1826 in der Titelrolle von Carafos Oper „Der Klausner am wüsten Berge“ am Hof-Operntheater. Die weiteren Stationen seiner Sängerlaufbahn waren 1828 Aachen, 1829 Berlin, 1835 St. Petersburg, 1836 Riga, wo er die Leitung der Bühne übernahm. 1846 kam er als Theaterdir. nach Prag, 1852 an das Stadttheater in Frankfurt a. Main. 1855 erwarb er um 126.000 fl. das Theater in der Josefstadt und eröffnete es am 29. 9. mit Ponsards Schauspiel „Geld und Ehre“. Das Repertoire umfaßte Opernaufführungen, Volksstücke von Elmar, Berla, Berg, Doppler bis zu Megerles „Die beiden Grasel“, das Auftreten des einbeinigen Tänzers J. Donato etc. H. ließ durch die Architekten F. Fellner d. J. (s. d.) und H. Helmer (s. d.) im unglaublich kurzen Zeitraume von sechs Wochen am Beginn der heutigen Thaliastraße das 4000 Zuschauer fassende Thalia-Theater erbauen. Die Eröffnung fand am 14. 8. 1856 mit der Gesangsposse „Aus dem Wiener Leben“ von Böhm-Stolz statt. Ein denkwürdiger Tag in der Geschichte des Thalia-Theaters war die Erstaufführung von Wagners „Tannhäuser“ am 28. 8. 1857. Auch im Repertoire des Thalia-Theaters finden sich neben Webers „Freischütz“, Schillers „Räuber“, Raimunds „Verschwender“ Sensationsstücke wie „Das Irrenhaus von Dijon“, dessen Höhepunkt ein Brand auf der Bühne darstellte, und Vorführungen der Athleten- und Equilibristenges. Makules. 1865 zog sich der wagemutige und tüchtige, aber vom Unglück verfolgte H. mit beträchtlichen finanziellen Verlusten von der Führung der beiden Theater zurück. H. war zweimal verheiratet. Seine erste Frau war die Opernsängerin K. Kreinz, die zweite die Schauspielerin M. Baumeister, die Schwester des Burgschauspielers B. Baumeister (s. d.).

Hauptrollen: Titus, Othello, Oberon, Sever (Norma), Fra Diavolo, Tamino (Zauberflöte), Max (Freischütz), etc.
L.: Eisenberg; O. G. Flüggen, Biograph. Bühnen-Lex. der dt. Theater, 1892; Kosch, Theaterlex.; Wurzbach: J. Gregor, Das Theater in der Wr. Josefstadt, 1924; A. Bauer, Das Theater in der Josefstadt zu Wien, 1957; F. Schlögl, Vom Wr. Volkstheater, 1884; R. Holzer, Die Wr. Vorstadtbühnen, 1951; H. Pemmer, Der Friedhof zu St. Marx, 1951; Archiv der Stadt Wien, Handschriften 87/3/55, Memorabilien, Wiens Verstorbene 1862–66; St. Rechnitz, Der Wr. Zentralfriedhof, Bd. 2/73, Manuskript in der Bibl. der Stadt Wien; Smlg. Mansfeld, Wien.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 9, 1959), S. 376f.
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