Holger, Philipp Alois Ritter von (1796–1866), Naturwissenschaftler und Mediziner

Holger Philipp Alois Ritter von, Naturwissenschaftler und Mediziner. Geb. Wien, 19. 3. 1796 (Taufdatum); gest. ebd., 17. 6. 1866; röm.-kath. Enkel des Professors für römisches Recht an der Universität Wien Joseph Ferdinand Ritter von Holger (geb. Landshut, Bayern/D, 27. 2. 1706; gest. Wien, 6. 2. 1783), Sohn des k. k. niederösterreichischen Landrats Joseph Ritter von Holger (geb. Wien, 18. 3. 1755; gest. ebd., 17. 7. 1812) und der Theresia Edle von Holger, geb. Hackher zu Hart (geb. Wien, 11. 8. 1764; gest. ebd., 11. 4. 1834). – Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte H. Medizin an der Universität Wien; 1825 Dr. med. Zunächst als praktischer Arzt tätig, wurde er 1829 auch zum Dr. phil. promoviert und übernahm in der Folge zahlreiche Verwaltungsaufgaben an der Universität. 1831 zum Prokurator der sächsischen akademischen Nation und 1831/32 sowie 1842/43 zum Dekan der philosophischen Fakultät ernannt, wurde er 1834 provisorischer Vize-Direktor des medizinisch-chirurgischen Studiums. 1837 Dozent der Cameral-Chemie, hielt er fortan an der philosophischen Fakultät außerordentliche Vorlesungen über Cameralwarenkunde und Staatswirtschaftschemie; 1840 ao. Professor der Cameral-Chemie. Mehrfach, u. a. 1837 und 1866, zum Prokurator der Österreichischen akademischen Nation gewählt, hielt H. darüber hinaus ab November 1849 unentgeltliche populäre Vorlesungen über Geognosie in seiner Privatwohnung ab. Ausgehend von seiner ersten Publikation, „Versuch über das Kyan und seine Verbindungen …“ (1826), legte er eine Reihe von analytisch-chemischen Arbeiten, teils in Buchform, vor, so beispielsweise die „Physikalisch-chemische Beschreibung des Klausner Stahlwassers in Steyermark“ (1829), die „Neue Analyse des verwunschenen Burggrafen von Ellenbogen“ (in: Zeitschrift für Physik und Mathematik 5, 1829) und „Chemie für Damen“ (1843). Als Lehrbehelf für seine Vorlesungen an der Universität Wien verfasste er die „Chemische Kameral-Waarenkunde“ (1842) sowie „Die Staatswirthschafts-Chemie“ (1843). Ab Band 5 (1837) gab er zusammen mit →Andreas Freiherr von Baumgartner die „Zeitschrift für Physik und verwandte Wissenschaften“ heraus, die ab Band 6 zusätzlich den Titel „Wiener Zeitschrift für Physik, Chemie und Mineralogie“ trug und bis zum 2. Heft des 7. Bands (1842) erschien. Neben Chemie sehr an Mineralogie und Geognosie interessiert, legte H. 1841 eine geologische Karte des Waldviertels vor, zu der 1842 Erläuterungen als „Geognostische Karte des Kreises ob dem Manhartsberge in Oesterreich unter der Ens, nebst einer kurzen Beschreibung der daselbst vorkommenden Felsarten“ erschienen. 1850 beendete er sein Lehrbuch „Die Geognosie vom philosophischen Standpunkte betrachtet“, das ab 1846 unter dem abweichenden Titel „Elemente der Geognosie“ in drei Teilen veröffentlicht wurde. Als Fortsetzung dazu verfasste er 1853 das Werk „Oryctognostische Studien“. H. war ab 1829 Ehrenmitglied der mineralogischen Societät zu Jena, 1843 wurde er u. a. Mitglied der Pfälzischen Gesellschaft für Pharmacie und Technik.

Weitere W.: s. Hirsch; Poggendorff.
L.: WZ, 6. 11. 1837, 1. 11. 1840, 19., 20. 6. 1866; FB, 20. 6. 1866; Czeike; Hirsch (mit W.); Poggendorff 3 (mit W.); WMW 16, 1866, Sp. 790; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung 11, 1866, S. 210; Oesterreichische Zeitschrift für praktische Heilkunde 12, 1866, Sp. 512; Wiener Kirchenzeitung, 1866, Nr. 33, S. 522f.; J. v. Hoffinger, Oesterreichische Ehrenhalle 4, 1867, S. 59; H. Zapfe, Index Palaeontologicorum Austriae (= Catalogus fossilium Austriae 15), 1971; T. Mayerhofer, Der Lehrkörper der Philosophischen Fakultät von 1848 bis 1873, phil. Diss. Wien, 1982, S. 106; W. Häusler, in: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich, NF 62, 1996, S. 465ff.; F. Pertlik – J. Ulrych, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 53, 2001, S. 55ff.; F. F. Steininger u. a., Zur Entwicklung der Paläontologie in Wien bis 1945, 2018, s. Reg.; Pfarre Maria Rotunda, Pfarre Unsere Liebe Frau zu den Schotten, UA, alle Wien.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 15.12.2020  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 9 (15.12.2020)