Hollenstein, Stephanie (1886-1944), Malerin

Hollenstein Stephanie, Malerin. * Lustenau (Vorarlberg), 18. 7. 1886; † Wien, 24. 5. 1944. Entstammte einem erbeingesessenen Vorarlberger Geschlecht, Vater Landwirt. Schon als Kind zeigte sich ein unwiderstehlicher Hang zum Zeichnen und Malen. Da Malgerät unerschwinglich war, verfertigte sie Pinsel aus Kuhschweifborsten und Farben aus Waldbeeren und malte damit, während sie das Vieh hütete. Mit 17 Jahren wurde sie auf Grund ihrer Hirtenzeichnungen in die Münchener Kunstgewerbeschule aufgenommen, legte 1907 die Lehramtsprüfung ab und leitete 1908–10 eine Privatmalschule. Gleichzeitig bildete sie sich bei W. Thor und H. Groeber weiter aus. 1913 erhielt sie ein Stipendium, fuhr nach Rom und arbeitete an der französ. Akad. Sie absolv. dann einen Pflegerinnenkurs, wurde aber ihrer zarten Konstitution halber nicht zum Frontdienst zugelassen. Trotzdem ging sie im Mai 1915 mit den Vorarlberger Standschützen als Sanitätssoldat Stephan H. an die Front. 1916 ins Kriegspressequartier berufen und an die Südwestfront geschickt, zeichnete sie dort Porträts dekorierter Offiziere und Mannschaften. Nach Kriegsende mietete sie ein Atelier in Wien und trat im November 1920 im Rahmen der „Kunstgemeinschaft“ erstmalig mit 45 Arbeiten an die Öffentlichkeit. Bald zählte H. zu den vielversprechendsten jungen Talenten. Der „Sonderbund“, dem die namhaftesten Künstler angehörten, forderte sie auf, sich an der „Kunstschau 1921“ zu beteiligen, 1923 wurde sie Mitgl. der „Vereinigung bildender Künstlerinnen Österr. “, nach deren Spaltung (1926) trat H. der fortschrittlichen Gruppe, die sich „Wr. Frauenkunst“ nannte, bei (1943 deren Vorsitzende). H., die wiederholt im Auslande ausstellte, war vorwiegend Landschafterin, doch sind auch ihre Porträts beachtenswert. Alle ihre Arbeiten sind expressiv und spiegeln das Temperament ihrer Schöpferin wider. Sie wirken in ihrem gesteigerten Rhythmus fast dramat., bleiben aber stets naturverbunden.

W.: Schützengrabenanlage von Gaverdino, 1916; Verwundete Soldaten, 1916; Kriegerbildnis, 1916; Oblt. Ernst Grunert, 1916; Torbole, 1920; Bergpredigt, 1920; Der verlorene Sohn, 1920; Bildnis der Mutter, 1922; Innlandschaft bei Rattenberg, 1923; Aus Cavalese, 1929; Falzarego, 1930; Zug mit der roten Wand, 1931; Vorarlberger Ziegelöfen, 1936; Tor in Dürnstein, 1940; Wald am Arlberg, 1941; Rheintal, 1942; Meersburg, 1943; Fischerhaus am Bodensee, 1943; etc.
L.: Wr.Ztg. vom 25. 11. 1920, 15. 5. und 26. 11. 1923, 14. 6. 1925, 11. 1. 1928 und 9. 4. 1936; Vorarlberger Volksbl. vom 2. 11. 1935; Vorarlberger Tagbl. vom 6. 11. 1935 und 23. 3. 1940; Bergland, 1935, H. 10; Thieme–Becker; Bénézit 4; Lex. der Frau.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 2 (Lfg. 10, 1959), S. 402
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