Holm, Grete; eigentl. Hirsch Margarete (1884–nach dem 21.3. 1941 (amtliche Todeserklärung 28. 11. 1947)), Sängerin

Holm Grete, eigentl. Hirsch Margarete, Sängerin. Geb. Kgl. Weinberge, Böhmen (Praha, CZ), 21. 3. 1884; gest. nach dem 21. 3. 1941 (amtliche Todeserklärung 28. 11. 1947); mos., später evang. AB. Tochter des Bankiers Fritz Hirsch und seiner Frau Karoline Hirsch, geb. Israel; in 1. Ehe (1908–14) mit dem Komponisten Robert Stolz, in 2. Ehe (ab 1922) mit dem Stadtbaumeister und Miteigentümer des Johann Strauß-Theaters Alois Schweinburg verheiratet. – H. wuchs in Wien auf, wohin die Familie ein Jahr nach ihrer Geburt gezogen war. Ihrer Gesangsausbildung bei →Rosa Paumgartner folgte ein Engagement als Chorelevin ans Deutsche Stadttheater Brünn. Dort debütierte sie 1905 in der Rolle der Marie auch als Solistin in →Gaetano Donizettis „Regimentstochter“ unter ihrem Künstlernamen. Dirigent war ihr künftiger Ehemann, in dessen Operette „Manöverliebe“ sie ein Jahr später die Hauptrolle übernahm. Ende Mai 1907 gab das Paar seine Abschiedsvorstellung mit „Mignon“ von Ambroise Thomas, wobei H. die Titelrolle sang und Stolz dirigierte. Beide gingen nach Wien, wo H. zunächst ans Raimundtheater engagiert wurde. Später wechselte sie ans Theater an der Wien, an dem ihr Mann Kapellmeister war, und wurde dort als Nachfolgerin von →Mizzi Günther, der ersten Lustigen Witwe, eine der großen Diven der Silbernen Operettenära. Kurz zuvor hatte sie mit Stolz an der legendären Berliner Erstaufführung von →Leo Falls „Die Dollarprinzessin“ mitgewirkt, die dem Werk nach der lauen Aufnahme in Wien den Weg auf die internationalen Bühnen bahnte. Diesen Erfolg feierte auch die nächste Operette, deren weibliche Hauptrolle H. kreierte: „Der tapfere Soldat“ von Oscar Straus, als „The Chocolate Soldier“ ein Klassiker des englischsprachigen Repertoires. Damit war H. der Durchbruch gelungen. Es folgte die Risa in Emmerich Kálmáns umjubeltem Erstling „Ein Herbstmanöver“ und die Zorika in →Franz Lehárs „Zigeunerliebe“ 1910 am Carltheater. Wegen ihrer für das Genre überdurchschnittlichen Stimme war sie bis zum 1. Weltkrieg v. a. eine gefragte Sängerin. Nach Gastspielen in Deutschland kehrte sie 1916 an das Wiener Bürgertheater zurück, wo sie bis 1920 engagiert war und als Marie in →Leo Aschers „Der Soldat der Marie“ noch einmal glänzte. 1921 wurde H. für zwei Spielzeiten an das Kopenhagener Wintergartentheater engagiert und kehrte dann an das Bürgertheater zurück. Hier trat sie v. a. in Nachmittagsvorstellungen ihrer früheren Erfolgsoperetten auf, zuletzt 1926 in „Ein Herbstmanöver“. Danach zog sie sich zunehmend ins Privatleben zurück. Im März 1941 wurde H. in das Ghetto Modliborzyce, südlich von Lublin, deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Möglicherweise wurde sie im Oktober 1942 mit anderen Insassen in ein Vernichtungslager deportiert.

Weitere Rollen (Wiener Uraufführungen): Risette/Jeanette (L. Fall, Die schöne Risette, 1910); Magdalena (C. M. Ziehrer, Manöverkinder, 1912); Juliska (E. Kálmán, Der Zigeunerprimas, 1912); Hansi (E. Eysler, Der dunkle Schatz, 1918); Nelly Wolfgang (Ch. Weinberger, Drei arme Teufel, 1923).
L.: Kutsch–Riemens; oeml; F. Hadamowsky – H. Otte, Die Wiener Operette, 1947, s. Reg.; R. Stolz – E. Stolz, Servus du. R. Stolz und sein Jahrhundert, 1980, s. Reg.; R. Dachs, Sag beim Abschied ..., 1994, S. 160; K. Gänzl, The Encyclopedia of the Musical Theatre 1, 1994 (mit Bild); E. Semrau, R. Stolz, 2002, s. Reg.; St. Frey, „Unter Tränen lachen“. E. Kálmán, 2003, s. Reg. (mit Bildern); DÖW, Lutherische Stadtkirche, beide Wien.
(St. Frey)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)