Hottner-Grefe, Anna (Gabriele Mathilde); geb. Grefe, verheiratete Hottner, Ps. Gabriele von Ostheim, A. G. Ostheim (1867–1946), Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin

Hottner-Grefe Anna (Gabriele Mathilde), geb. Grefe, verheiratete Hottner, Ps. Gabriele von Ostheim, A. G. Ostheim, Schriftstellerin, Journalistin und Übersetzerin. Geb. Wien, 17. 3. 1867; gest. ebd., 18. 2. 1946; röm.-kath. Tochter von →Conrad Grefe; ab 1895 mit Franz Hottner verheiratet, ab 1930 verwitwet; drei Kinder. – H. erhielt Privatunterricht und absolvierte zusätzlich Studien beim Wiener Frauenerwerbsverein. Gefördert von Ludwig Ganghofer, trat sie ab ca. 1888 – vermutlich über Vermittlung von →Vinzenz Chiavacci – zunächst als Übersetzerin aus dem Englischen, dann als Feuilletonistin des „Neuen Wiener Tagblatt“ in Erscheinung. In weiterer Folge veröffentlichte sie auch in Chiavaccis 1896 gegründeter Zeitschrift „Wiener Bilder“ etliche Novellen (u. a. „Der Dritte“, 1901) und Fortsetzungsromane (u. a. „Die graue Frau“, 1904–05; „Die Tochter der Heimatlosen“, 1912). →Jakob Julius David brachte sie 1895 an das „Neue Wiener Journal“ (erstes Feuilleton „Eine Nacht“), bei welchem sie bis zu dessen Einstellung 1939 tätig war. Daneben verfasste H. Beiträge für zahlreiche weitere österreichische und deutsche Printmedien („Neue Freie Presse“, „Neuigkeits-Welt-Blatt“, „Illustrierte Kronen-Zeitung“, „Dresdner Neueste Nachrichten“, „Österreichische Jugendzeitung“, „Deutsche Frauen-Zeitung“); ihr Markenzeichen waren Themen aus dem historischen Wien. Zu der Anthologie „Der Jugend Wunderborn“ von Karl Harald steuerte sie 1896 einige Märchen bei. Die erste nachweisbare Buchpublikation ist der Erzählband „Dunkle Gewalten“ (1910). H. engagierte sich für frauenspezifische Belange und war 1894–96 Chefredakteurin der Wiener Monatsschrift „Frauenleben“, ab 1901 stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung der arbeitenden Frauen. Während des 1. Weltkriegs erlangte sie Bekanntheit mit Schilderungen des Lebens im Hinterland, welche, vom „Neuen Wiener Journal“ an Frontzeitungen weitervermittelt, ein großes Publikum erreichten und ihr zahlreiche Dankschreiben, u. a. von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, eintrugen. Ebenfalls im „Neuen Wiener Journal“ startete sie 1920 einen vielbeachteten und sehr erfolgreichen Spendenaufruf für die Heimholung österreichischer Kriegsgefangener aus Russland. Darüber hinaus 30 Jahre ständige Mitarbeiterin des Freya-Verlags in Heidenau bei Dresden, publizierte sie 1925–31 in dessen Reihe „Frauen der Liebe“ 24 biographische Romane über historische Frauengestalten (u. a. „Françoise de Flaville, die erste Liebe Kaiser Josefs II.“, 1927), 1931–37 schrieb sie für die Serie „Frauen von heute“ (u. a. „Asta Leron, die Schlangenkönigin“, 1932, Neuaufl. 1947). Parallel dazu erschienen etliche Zeitungsromane, wie „An der schönen blauen Donau“ in „Wiener Bilder“ (1935, Neuaufl. 1955) und „Das ewige Lied“ in der „Illustrierten Wochenpost“ (1935). Während des Ständestaats Mitglied der Vaterländischen Front (1935–38) sowie des Österreichischen Ständebunds für Gewerbe und Handel, dürfte H. nach dem „Anschluss“ Österreichs, als viele Zeitschriften und Zeitungen eingestellt wurden, in ökonomische Schwierigkeiten geraten sein. Bis Anfang der 1940er-Jahre veröffentlichte sie in der Serie „Der Sonntags-Roman aus Wien“ des Wiener Sonnen-Verlags, zuletzt „... und ich sah dich wieder“ (1941). Nach ihrem Tod erschienen bis Ende der 1950er-Jahre mehr als 120 Heftromane unter ihrem Namen bzw. unter verschiedenen Pseudonymen (Hubert Trexler, Georg Hellmann, Nora Welten etc.), wobei ungeklärt bleibt, ob die Texte aus dem Nachlass stammen oder von Ghostwritern verfasst wurden. H. war Mitglied der Deutsch-österreichischen Schriftstellergenossenschaft, der Gewerkschaft der Journalisten Österreichs und ab 1919 der Adalbert-Stifter-Gesellschaft.

Weitere W.: Tote, die leben, 1923; Juliette von Schönau, die natürliche Tochter eines Kaisers, 1925; Lilian Hermadore, die weiße Blume Indiens, 1931; Das zerbrochene Herz, 1931; Die große Liebe der jungen Sibylle, 1934; Bettina meistert das Leben, 1937; Eine Frau voll Liebe, 1939; Vera erobert das Glück, 1947; Eine große Liebe, 1948; Verschlungene Pfade (Ps. A. G. Ostheim), 1949; Des Lebens große Melodie, 1951; Symphonie der Liebe, 1952; Heimgefunden …, 1953; Der Almkönig, 1954; Die Brautschau der Kerschbaumer Toni, 1955; Mei Bua is a Jaga!, 1956; Der Herr am Hof, 1957; Hortense grüßt das Glück, 1958.
L.: Kosch; Wissenschaft und Kunst in der deutschen Ostmark, 1938; Schriftsteller-Verzeichnis, 1942; Kürschners deutscher Literatur-Kalender, 1973; Österreichische Schriftstellerinnen 1880–1938, ed. S. Schmid-Bortenschlager – H. Schnedl-Bubeniček, 1982; Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universität Graz, Steiermark.
(K. Gradwohl-Schlacher)   
Zuletzt aktualisiert: 30.11.2015  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 4 (30.11.2015)