Husserl, Edmund (1859-1938), Philosoph

Husserl Edmund, Philosoph. * Proßnitz (Prostějov, Mähren), 8. 4. 1859; † Freiburg i. Br., 26. 4. 1938. 1887 Priv. Doz. an der Univ. Halle; 1901 ao. Prof., 1906 o. Prof. der Phil. an der Univ. Göttingen, 1916–28 o. Prof. an der Univ. Freiburg i. Br. H. ging von der Math. aus, aber das diese Stud. abschließende Werk weist durch das Bestreben nach einem auf log. und psycholog. letztgeklärten Grundlagen beruhenden Aufbau der Arithmetik bereits auf die dahinterliegenden Fragestellungen in Logik, Psychol. und Erkenntnistheorie, die weiter zu der durch ihn begründeten Richtung der Phänomenol., zunächst als einer „apriorischen Theorie der Gegenstände als solcher“ und dann als „Grundwiss. der Phil. mit der Forschungseinstellung auf das Bewußtsein rein als solches und in seinen eigenwesentlichen synthet. Zusammenhängen, auf das reine Bewußtsein mit seinem Weltmeinen“. So wird die Phänomenol. bestimmt als „die Wiss. von dem reinen oder transzendentalen Bewußtsein nach seinen erlebnismäßigen und vermeinten Beständen, als die Wiss. vom Aufbau, der im phänomenolog. Subjekt jeweils als seiend geltenden Welt (sowie auch des ihm als ideale Gegenständlichkeiten geltenden Seins) in den sinngebenden reinen Bewußtseinserlebnissen mit ihren vermeinten Gehalten“. Die weiteren Arbeiten H.s betreffen das Verhältnis der Phänomenol. zu den positiven Wiss., die Abgrenzung der phänomenolog. Analytik gegen die psycholog. Bewußtseinsforschung und das Vordringen zu den letzten method. Einsichten und obersten Problemsphären (nach H.s eigener Darstellung bei Ziegenfuß) und führen damit zur Erkenntnistheorie und Ontol. weiter.

W.: Beiträge zur Theorie der Variationsrechnung, 1882; Über den Begriff der Zahl, 1887; Phil. der Arithmetik. Psycholog. und log. Untersuchungen, Bd. 1, 1891; Psycholog. Stud. zur elementaren Logik, I: Über die Unterscheidung von abstract und concret, in: Philosoph. Monatshe., Bd. 30, 1894, S. 159ff., II; Über Anschauungen und Repräsentationen, ebenda, S. 168ff.; Berr. über dt. Schriften zur Logik aus den Jahren 1894–99, in: Archiv für systemat. Phil., Bd. 3, 1897, S. 216ff., Bd. 9, 1903, S. 113ff. und Bd. 10, 1904, S. 101ff.; Log. Untersuchungen, Tl. 1: Prolegomena zur reinen Logik, 1900, 4. Aufl. 1928, Tl. 2/1: Untersuchungen zur Phänomenol. und Theorie der Erkenntnis, 1901, 4. Aufl. 1928, Tl. 2/2: Elemente einer phänomenolog. Theorie der Erkenntnis, 1901, 3. Aufl. 1922; Phil. als strenge Wiss., in: Logos, Bd. 1, 1910/11, S. 289ff.; Ideen zu einer reinen Phänomenol. und phänomenolog. Phil., I: Allg. Einführung in die reine Phänomenol., in: Jb. für Phil. und phänomenolog. Forschung, Bd. 1, 1913, S. 1ff., 3. Abdruck 1928; Erinnerungen an Franz Brentano, in: O. Kraus, Franz Brentano. Zur Kenntnis seines Lebens und seiner Lehre, 1919, S. 151ff.; E. H.s Vorlesungen zur Phänomenol. des inneren Zeitbewußtseins, hrsg. von M. Heidegger, in: Jb. für Phil. und phänomenolog. Forschung, Bd. 9, 1928, S. 367ff.; Formale und transzendentale Logik, ebenda, Bd. 10, 1929, S. 1 ff; Méditations Cartésiennes, 1931; Gesammelte Werke „Husserliana“, Bd. 1–7, 1950–56.
L.: Enc. Fil.; Lex. der Pädagogik; Überweg-Österreich, Grundriß, S. 503–13; Ziegenfuß 1, S. 569–76; Wininger; Revue internationale de Phil., 1939, S. 374ff. (Bibliographie); Archives H., Löwen (Belgien).
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 11, 1961), S. 17f.
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