Inzaghi, Karl Gf. von (1777-1856), Obersthofkanzler

Inzaghi Karl Graf von, Obersthofkanzler. * Idria (Idrija, Krain), 5. 12. 1777; † Graz, 17. 5. 1856. Dem steir. Zweig eines altlombard. Adelsgeschlechtes entstammend, der im 17. Jh. in den Grafenstand erhoben worden war und der mit ihm und seinem Bruder Philipp († 1857) erlosch. 1798 trat er in Graz in den Staatsdienst, kam 1801 als Konzipist zur westgaliz. Einrichtungs-Hofkomm. nach Krakau. 1802 war er bei der Truppentranslokation in diesem Gebiet vermutlich Erzh. Karl unterstellt. Hierauf Offizial beim Staats- und Konferentialdepartement, 1804 wirklicher Kämmerer, seit 1806 im Hofstaate des Erzh. Rainer, zunächst als Kammerherr, dann als geh. Kabinettssekretär, seit 20. 6. 1816 dessen Obersthofmeister, am 10. 12. 1816 wirkl. Geh. Rat. Zwischendurch (1815) begleitete er die k. Rheinarmee als Korpsintendant und hatte die einstweilige Verwaltung eines Teiles des besetzten Gebietes. Sein weiterer Aufstieg begann mit seiner Ernennung zum Gouverneur von Illyrien (28. 12. 1817), der rasch die Übersetzung nach Venedig (1. 3. 1819) folgte. Auf seinen Antrag wurde der vierte Gesang aus Byrons „Childe Harold“ verboten. 1827 kam er als Gouverneur nach Mähren-Schlesien. Seine schlechten Vermögensverhältnisse bewogen den K. fast stets zur Nachsicht der üblichen Taxen. 1834 wurde er als Hofkanzler in die vereinigte Hofkanzlei berufen, 1842 Obersthofkanzler. Er scheint zu den Vertrauten Erzh. Ludwigs gezählt zu haben und gehörte der Partei Kolowrats an, der jedoch nicht viel von ihm hielt. 1848 nahm er noch an der Prüfung der Petitionen teil, trat aber schon am 21. 3. i.R. Für das Waiseninst. des von ihm gegründeten kath Männerver. kaufte er ein Gebäude, richtete es ein und stiftete eine Geldsumme für dessen Erhaltung. Vielfach geehrt, ausgezeichnet, u.a. Ehrenbürger von Wien (20. 4. 1843) und Graz (12. 2. 1856), Großkreuz-Ehrenbailli des souveränen Malteserordens im Großpriorat Böhmen und Österr. (26. 1. 1846), Ehrenmitgl. der Akad. d. Wiss. in Wien.

L.: Wurzbach; L. Schiviz, Der Adel in den Matriken des Herzogtums Krain, 1905; H.Schlitter, Aus Österr. Vormärz, Bd. 1, 2, 4, 1920; Ehrenbürgerbuch von Wien (Diplom n. 25); Gedenkbuch der Stadtgemeinde Graz, S. 42; K. Brunner, Byron und die österr. Polizei, in: Archiv für das Stud. der neueren Sprachen und Literaturen, Bd. 148, 1925, S. 28ff.; M. Frh. v. Kübeck, Tagebücher des Friedrich Karl Frh. v. Kübeck zu Kübau, I/2, 1909, S. 647, 663, 711; H. v. Srbik, Metternich, 2, 1925, S. 16, 216, 268f., 335; F. Walter, Der Rücktritt Gf. Carl Choteks vom Oberstburggrafenamte und die Ernennung Erzh. Stephans zum Landeschef in Böhmen, in: Mitt. des Ver. für Geschichte der Dt. in Böhmen, 60, 1922, S. 169ff.; F. Leonardelli, Der Kampf gegen die pressepolit. Maßnahmen der österr. Regierung in Lombardo-Venetien (1815–48), Diss. Wien, 1925; J. Marx, Die österr. Zensur im Vormärz, in: Österreich-Archiv, 1959, S. 21; M. Frh. v. Sala, Geschichte des poln. Aufstandes vom Jahre 1846, 1867, S. 330.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 11, 1961), S. 39
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