Jaeger von Jaxthal, (Christoph) Friedrich (1784-1871), Ophthalmologe

Jaeger von Jaxthal (Christoph) Friedrich, Ophthalmologe. * Kirchberg a. d. Jagst (Württemberg), 4. 9. 1784; † Wien, 26. 12. 1871. Vater des Vorigen. Sohn eines württemberg. und hohenloh. Leibchirurgen, schon als Knabe seines Vaters Gehilfe, stud. 1803–05 in Würzburg, dann bis 1808 in Wien Med. unter J. A. Schmidt, G. Prochaska und G. J. Beer (s. d.), 1808 Dr.med. in Landshut; seither war er Beers Ass. 1809 Militär-Oberarzt in N.Ö. und Ungarn. 1812 erwarb er ein zweites Doktorat der Med. an der Univ. Wien und vermählte sich 1815 mit Beers Tochter Therese. Seit 1817 Leibarzt Metternichs, den er auf zahlreichen Reisen begleitete. 1825–48 o. Prof. der Augenheilkde. am Josephinum. 1839 Begründer des türk. Sanitätswesens. Bis 1858 Leiter einer privaten Augenheilanstalt samt Polyclinicum. 1859 nob. J. war ein Operateur ersten Ranges, auf ihn geht der Linearschnitt zur Ausziehung von partiellen, geschrumpften und häutigen Staren zurück; er führte eine neue Ektropium-Operation ein und eine Trichiasis-Operation ohne Knorpelverletzung. Verdienstvoll sind auch seine Verfahren der künstlichen Pupillenbildung durch Iridektomie sowie durch Abtragung der Iris vom Ciliarligament und die Vervollkommnung der Diszissionstechnik. Er erdachte mehrere neue Instrumente, ließ die Instrumentenmacher an der Leiche ausbilden und begründete so die Wr. okulist. Instrumentenerzeugung. Als erster diagnostizierte J. die Conjunctivitis membranacea (cruposa) und stellte deren Symptomkomplexe fest; er regte auch die Heilmethode von Pannus durch Einimpfung des Sekrets von Ophthalmoblennorrhoea neonatorum an. Ein hervorragender Lehrer, dem aus dem In- und Auslande zahllose Schüler zuströmten, pflegte J. auch im Rahmen seiner überaus großen und internationalen Praxis, die ihn wiederholt ins Ausland führte, zu unterrichten. Seine bedeutendsten Schüler waren sein Sohn Eduard J. v. J. (s. d.), J. Sichel und A. v. Graefe. Mehrmalige Berufungen an auswärtige Univ. lehnte er ab. Schriftlich hinterließ er lediglich seine beiden Diss., davon die zweite über Keratonyxis und eine 1840 auf Befehl der Regierung veröffentlichte Abh. über Trachom („ägypt. Augenentzündung“).

L.: WMW, 1872, n. 1; G. Preyss, Dr. F. J. Ritter v. J., Gedenkrede, 1877; Klin. Monatsbll. für Augenheilkde., 10, 1872, S. 177; J. Hirschberg, Geschichte der Augenheilkde., Buch 3, § 1236–41, in: A. Graefe–Th. Saemisch, Hdb. der gesamten Augenheilkde., Bd. 15, Abt. 2, 1918, S. 380–98; Hirsch; S. Kirchenberger, Lebensbilder hervorragender österr. Militär- und Marineärzte, 1913, S. 83–89; Schönbauer; Wurzbach; F. Gräffer–J. Czikann, Österr. National-Encyclopaedie, 1835–37; Eisenberg 2; ADB.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 11, 1961), S. 58
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