Jellinek Adolf (Aaron), Rabbiner und Theologe. * Drslawitz b. Ung. Brod (Drslavice/Uherský Brod, Mähren), 26. 1. 1820; † Wien, 28. 12. 1893. Stammte aus einer tschech. Familie, die – ursprünglich einer religiösen Sekte zugehörig – aus Trotz gegen K. Joseph II., der nur das Augsburger und Helvet. Bekenntnis tolerierte, mit allen Bewohnern ihres Dorfes zum Judentum übergetreten war. Vater des Germanisten Max Hermann J. (s. d.), des Juristen Georg J. (s. d.) und des Kaufmanns Emil J.-Mercedes (s. d.), Schwiegervater der Folgenden, Bruder des Schriftstellers und Journalisten Hermann J. (s. d.). Stud. in Prag und Leipzig jüd. Theol., 1845–56 Rabbiner in·Leipzig, 1856–93 Rabbiner in Wien, seit 1864 als Nachfolger Mannheimers Rabbiner am Seitenstettentempel. 1862 begründete er das jüd. Lehrhaus „Beth-Hamidrasch“, in dem er Vorlesungen über alle Zweige der Wiss. des Judentums hielt. J., der zur alten jüd. Form des Midrasch zurückkehrte, war einer der bekanntesten und glänzendsten Prediger seiner Zeit. In seinen Predigten vereinigte er tiefes Wissen mit glänzender Diktion. Er war ein hervorragender Apologet des Judentums. In seinen religiösen Anschauungen neigte er der liberalen Richtung zu. Der Bewegung der jüd.-nationalen Zionsfreunde stand er ablehnend gegenüber. Seine wiss. Tätigkeit erstreckte sich vor allem auf das Gebiet der Kabbala und Aggada.