Jenko, Simon (1835-1869), Schriftsteller

Jenko Simon, Dichter. * Podretsche b. Mautschitsch (Podreče b. Mavčiče, Oberkrain), 27. 10. 1835; † Krainburg (Kranj, Jugoslawien), 18. 10. 1869. Freund des Vorigen. Ein Verwandter, Franziskaner in Rudolfswert, weckte in ihm früh das Interesse für Literatur. Nach der Matura (1855) völlig mittellos, war er ein Jahr im Priesterseminar in Klagenfurt, stud. 1857 bis 1861 an der Univ. Wien Jus, verließ jedoch schwerer innerer Kämpfe wegen noch vor dem Abschluß seines Stud. Wien und die Familie Reinlein, wo er als Hauslehrer beschäftigt war, und kehrte in die Heimat zurück. Seit 1864 als Konzipient bei einem Notar in Krainburg, dann bei einem Anwalt in Steinburg, später wieder in Krainburg tätig. Erlag früh einer typhusähnlichen Krankheit. Anfangs von Schiller und Prešeren beeinflußt, konnte er sich auch später Prešerens Zauber nicht völlig entziehen. Als Schüler der 8. Gymnasialklasse sammelte J. um sich eine Gruppe begabter Mitschüler (heute Vajevci genannt), die ein handgeschriebenes Sammelwerk „Vaje“ (Übungen) herausgaben, in dem einige seiner schönsten Gedichte gebracht wurden. 1855 wurden J.s Gedichte in „Novice“, 1858 in „Slovenski Glasnik“ veröffentlicht. In der Jugend entwickelte J. eine stark humorist. Note, die oft zu derber Satire wurde. Während seines Wr. Aufenthaltes lernte er Heines Gedichte kennen, die nach Meinung einiger Literarhistoriker J. formell und inhaltlich beeinflußten. In den Zyklen „Obujenke“ (Lieder der Erweckung) und „Obrazi“ (Bildnisse) kam J.s außerordentliche Liebe zur Natur zum Ausdruck. Seine Verse sind melod., leicht und epigrammat. Da der maßgebende slowen. Klerus den Druck verhinderte, erschienen seine ausgewählten Gedichte, seit dem Erscheinen der Prešerenschen (1847) die erfolgreichsten, 1865 in Graz. Die ungünstige Kritik des vom Klerus beeinflußten L. Svetec in „Novice“ und die vorsichtige Rezension Janežičs (s. d.) im „Slovenski Glasnik“ verdrossen J., der viele Schüler (u. a. Gregorčič, Levec, Kersnik) an sich gezogen hatte, derart, daß er zu publizieren und wahrscheinlich auch zu dichten aufhörte. Die kargen Prosaversuche, der beste von ihnen „Jeperški učitelj“, die erste slowen. psycholog.-realist. Erzählung, zeigten J.s außerordentlichen Sinn für Charakterstud. und psycholog. Erfassung der Persönlichkeit.

W.: Pesmi (Lieder), in: Slovenski Glasnik, 1858–65; Spomini (Erinnerungen), ebenda, 1858; Tilka (Aegidius), ebenda, 1858; Jeperški učitelj (Der Lehrer von Jeperca), ebenda, 1858; Ges. Werke hrsg. von J. Glonar, 1921; Ausgewählte Werke von F. Erjavec und P. Flere, 1923; Ausgewählte Werke von I. Pregelj, 1935; Gedichtausgaben: A. Funtek, 1896; E. Gangl, 1901; J. Glonar, 1920; A. und D. Pirjevec, 1940.
L.: A. Slodnjak, Pregled slov. slovstva (Überblick über die slowen. Literatur), 1934; ders., Geschichte der slowen. Literatur, 1958; Zgodovina slov. slovstva (Geschichte der slowen. Literatur), II, 1959; SBL 1; Nar. Enc. 2; F.Bernik, Lirika S. J. (S. Js. Lyrik), 1962.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 12, 1962), S. 105f.
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