Kantor, Georg (1893-1939), Schriftsteller

Kantor Georg, Schriftsteller. * Wien, 23. 1. 1893; † Preßbaum (N.Ö.), 30. 1. 1939. Lebte in Wien und wirkte als formbegabter Lyriker und Erzähler. K.s Verharren in zumeist negativer Betrachtung ist schon in seinen ersten veröff. Gedichten festzustellen, diesen mehrfachen „Reflexionen in Versen“, in denen Phantasie mit „Selbsttäuschung“ überschrieben ist. Psycholog. interessiert zeichnet K. in seinen Prosawerken menschliches Leben als schicksalhaftes Mitgerissenwerden von den Strömungen des Daseins, in denen seine „Helden“ untergehen. Der Geisteskultur und besonders der Kunst ist der Autor bewußt zugewandt; doch auch aus diesen erwachsen den in seinen Schriften gestalteten Menschen nicht die inneren Kräfte zur Überwindung des über sie verhängten Schicksals. In diesem Sinne zeigt ihn auch sein letztes Werk, in dem die Träger der Romanhandlung dem Götzen Geld verfallen sind, als Ankläger der Zeitereignisse nach dem Ersten Weltkrieg. Nur ganz vereinzelt stellt K. positive Wirkungen aus der Macht des Glaubens dar, dichter. verwirklicht vor allem im Bereich ursprünglicher jüd. Religiosität. Stilist. Können und die Fähigkeit, Sinn und Ziel der Handlung auf dem Wege abwechslungsreicher Episoden zu erreichen, kennzeichnen K.s Erzählweise.

W.: Und der Wind strich über meine Leyer (Gedichte), 1919; Tristan Vermandois (Novellen), 1932; Das goldene Kalb (Roman), 1935.
L.: Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch; Kürschner, 1934.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 218
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>