Kastelic, Jakob (1897-1944), Widerstandskämpfer und Jurist

Kastelic Jakob, Jurist. * Wien, 4. 1. 1897; † Wien, 2. 8. 1944 (hingerichtet). Sohn eines Bäckermeisters; machte den Ersten Weltkrieg als Kriegsfreiwilliger an der Isonzofront mit, stud. 1918–20 an der Univ. Wien Jus, 1924 Dr.jur. Er wurde Rechtskonsulent verschiedener kath. Ver. und arbeitete 1934–38 hauptberuflich am Aufbau und Ausbau des staatlichen Österr. Arbeitsdienstes. Ab 1938 war er als Rechtsanwaltsanwärter bei Dr. K. Schreiner in Wien tätig. K., einer der Mitbegründer der Ostmärk. Sturmscharen, war 1933/34 deren Landesführer in Wien, 1934–38 leitete er das Sozial- und Wirtschaftsreferat dieses Verbandes und organisierte in dieser Funktion eine große Zahl von Wohlfahrtsaktionen, insbesondere für die Jugend. In Zusammenarbeit mit den PP. Kalasantinern (Kongregation für die frommen Arbeiter vom hl. Josef Calasanz), setzte er sich rückhaltlos für die damaligen christlichen Jugendbewegungen, insbesondere für die Jungarbeiter und für die Lösung der sozialen Frage im Sinne der päpstlichen Rundschreiben „Rerum novarum“ und „Quadragesimo anno“ ein. Nach der gewaltsamen Besetzung Österr. durch die dt. Truppen bildete er Zellen des Widerstandes und leitete Verhandlungen, u.a. auch mit früheren polit. Gegnern, über die Befreiung Österr. und seiner Neuordnung nach dem Sturz des Hitlerregimes ein. Im Frühsommer 1940, knapp vor der Vereinigung der österr. Widerstandsgruppen Kastelic-Lederer-Scholz, fiel er durch Verrat eines Schauspielers der Gestapo in die Hände. Nach jahrelanger Gefängnishaft wurde K., den besonders ausgeprägtes Rechts- und Sozialempfinden, messerscharfer Geist, unbeugsamer Freiheitsdrang, beispielhafte Vaterlandsliebe und kernige Religiosität auszeichneten, am 1. 3. 1944 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und am 2. 8. 1944 in Wien durch das Fallbeil hingerichtet.

L.: Rot-Weiß-Rot-Buch. Darstellungen, Dokumente und Nachweise zur Vorgeschichte und Geschichte der Okkupation Österr. (Nach amtlichen Quellen), 1946, S. 88; F. Romanik, Der Anteil der Akademikerschaft an Österr. Freiheitskampf, 1946; J. Fried, Nationalsozialismus und kath. Kirche in Österr., 1948; O. Molden, Der Ruf des Gewissens.Der österr. Freiheitskampf 1938–45, 1958.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 257
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