Keil, Franz (1822-1876), Geoplastiker

Keil Franz, Geoplastiker. * Graslitz (Kraslice, Böhmen), 22. 6. 1822; † Marburg (Maribor, Slowenien), 10. 3. 1876. Nach Absolv. der 4. Gymn. Kl. wurde er Apothekerlehrling in Königsberg a. d. Eger, dann in Falkenau a. d. Eger, schließlich Apotheker in Schlan und Teplitz. 1845/46 stud. er an der dt. Univ. Prag Pharmazie, wurde Ass. an der Lehrkanzel für Botanik bei V. Kosteletzky, mußte diese Stelle aber 1848 aufgeben, da er den vorgeschriebenen Studiengang nicht nachweisen konnte. Er arbeitete nun in Apotheken in Graz, Gastein und seit 1850 in Lienz, wo er – ebenso wie in sieben anderen Orten dieses Gebietes – eine meteorolog. Beobachtungsstation einrichtete. Nach kurzer Tätigkeit an der Hofkriegsschule in Wien-Liesing (1858/59) lebte er 1860–65 in Salzburg und errichtete dort eine geoplast. Anstalt. 1865 übersiedelte K. nach Wien. Ein Bergunfall und eine Erkältung während der Rekonvaleszenz führten zu einem Rückenmarksleiden, das ihn ans Bett fesselte. In Sagor (als Gast von Gf. Spaur) und ab 1870 in Marburg a. d. Drau verbrachte er die letzten Lebensjahre. Seine erste Glocknerbesteigung 1855 hatte in ihm den Plan reifen lassen, Reliefdarstellungen der Alpenwelt zu schaffen. Unermüdliche Wanderungen in den von ihm dargestellten Gebieten ermöglichten dem hervorragenden Bergsteiger vielfach über die bestehenden Karten hinausgehende Mappierungen. Die auf Autopsie beruhende Genauigkeit in Verbindung mit künstler. Geschick machten K. als Schöpfer von mehr als 30 Reliefs und Reliefkarten zu einem der bedeutendsten Vertreter seiner Arbeitsrichtung. Von den 35 geplanten Sektionen seines Hauptwerkes, Reliefkarten aus den dt. Alpen (l: 48.000), konnte er nur 10 vollenden (1860–64). In den Lienzer Dolomiten erinnert die K.-Spitze, im Glocknergebiet die K.-Scharte an ihn.

W.: Meteorolog. und phaenomenolog. Beobachtungen aus Ost-Tirol vom Jahre 1856, in: Z. des Ferdinandeums 6, 1857, S. 1–58; Phyto-phaenolog. Beobachtungen aus Ost-Tirol bis zum Jahre 1856, ebenda, S. 59–86; Physikal.-geograph. Skizze der Kreuzkofelgruppe nächst Lienz in Ost-Tirol, in: Sbb. Wien, math. nat. Kl., Bd. 37, 1859, S. 393–419; etc. Vgl. CSP 3 und 10; K. W. v. Dalla Torre–L. v. Sarnthein, Flora der gefürsteten Grafschaft Tirol. . ., Bd. 1, 1900, Bd. 6, Tl. 4, 1913. Reliefs: Kreuzkofelgruppe, 1: 48.000, 1858; Der Schneeberg in Unterstmk., 1: 43.200, 1866; Karte der Umgebung von Salzburg, 1: 72.000, 1867; etc.
L.: Graslitzer Grenzbote vom 2. 5. 1874; Bohemia vom 28. 3. 1876, abgedr. in: Z. des Ferdinandeums, F. 3, H. 20, 1876, S. 101–14; Erzgebirgs-Ztg. 19, 1898, S. 146–50; Graslitzer Ztg. vom 3. 1. 1903; Graslitzer Volksbl. vom 9. 12. 1922; Graslitzer Kalender, 1925, S. 80 ff.; Sudetendt. Ztg. vom 27. 7. 1957; Mitt. des DÖAV 1, 1863, S. 339, 2, 1876, S. 105–8 (mit Werksverzeichnis), 21, 1895, S. 141–42, 62, 1936, S. 75; C. Aberle, Über F. K.s geognost.-colorirte topograph. Reliefkarte des größten Theiles der Salzburg. Alpen, in: Mitt. der Ges. für Salzburger Landeskunde 7, 1867, S. 299–396, 16, 1876, S. 493f.; Carinthia, Jg. 67, 1877, S. 71–79; Petermanns Mitt., 1877, S. 110; Mitt. des Ver. für Geschichte der Dt. in Böhmen 21, 1883, S. 42–61; Aus dt. Bergen 10, 1895, S. 88–91; Z. des DÖAV 54, 1923, S. 15–20; Dt. Vaterland 6, 1924, S. 421–23; Sudetendt. Lebensbilder 2, 1930, S. 244–47; EOA; Maiwald; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 13, 1963), S. 282
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