Keller, Seraphin (1823-1882), Industrieller

Keller Seraphin, Industrieller. * Niedereichsel (Baden-Württemberg), 12. 12. 1823; † Hirtenberg (N.Ö.), 15. 10. 1882. Erlernte das Drechslerhandwerk und kam 1848 nach Hirtenberg, wo er als Spindeldrechsler, ab 1849 als Werkführer in der Baumwollspinnerei J. Pergers arbeitete. Nach kürzerem techn. Praktikum als Maschinist in Gutenstein Werkführer im Kupferhammerwerk J. Pergers, machte sich K. 1859 als Mechaniker in Hirtenberg selbständig und erzeugte vorerst Metallwaren, später Geschoßzünder und Zünderteile mittels in eigener Werkstatt konstruierter Maschinen. Ab 1862 Armeelieferant, begann K. zu Beginn der 70er Jahre mit der Erzeugung von Jagd- und Militärpatronen. Die anfänglich kleine Werkstätte hatte sich rasch vergrößert und K. errichtete schließlich eine zweite Werksanlage, welche die ursprüngliche Geschoßzündererzeugung fortsetzte und aus der später die Fa. Kromag AG für Werkzeuge und Metallwaren hervorging. K.s Fabriken waren von großer wirtschaftlicher Bedeutung für den Ort und führten 1870 zur Konstituierung der selbständigen Ortsgemeinde Hirtenberg. Nach seinem Tod wurde die Patronenfabrik von seinen Söhnen, die sich 1887 mit S. L. Mandl assoziierten, weitergeführt und 1897 in eine AG (Hirtenberger Patronen-Zündhütchen-Metallwarenfabrik vormals Keller & Comp.) umgewandelt. K., aus dessen Gründung zwei große Industriewerke hervorgegangen sind, sorgte in vorbildlicher Weise für seine Angestellten, für welche 1874 eine Kranken- und Unterstützungskassa gegründet wurde, die zu den bestdotierten von N.Ö. zählte.

L.: Industrielles Weltbl. vom 15. 8. 1885; Großind. Österr., Bd. 2, S. 361 ff.; F. Hanauska, S. K., der Gründer der Hirtenberger Patronenfabrik, in: Unsere Heimat, Jg. 30, 1959, S. 218 ff.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 290
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