Kirste, Johann Otto Ferdinand (1851-1920), Orientalist

Kirste Johann Otto Ferdinand, Orientalist. * Graz, 1. 10. 1851; † Graz, 2. 5. 1920. Entstammte einer kalvinist. Familie, die im 18. Jh. in Posen ansässig war. Der Vater, Johann Martin K., kam 1806 nach Graz, wo er bürgerl. Hofseilermeister und Mitbegründer der protestant. Gemeinde wurde. K. stud. 1870–72 an der Univ. Graz klass. Philol. und Sanskrit, 1872 in Jena (Delbrück) und Leipzig (Brockhaus, Kuhn, Merkel), 1873/74 in Berlin (Weber, Leskien, Miklosich), 1874/75 in Wien (F. Müller, Brücke). 1876 Dr. phil., 1881–84 stud. er an der École pratique des hautes études (Rigveda, Zendavesta, Pehlevi) in Paris. 1884 trieb er slaw. Stud. (Altslaw. und Serb.) in Belgrad und unternahm eine kurze Studienreise nach England. 1885 stud. er wieder in Wien klass. Sanskrit bei Bühler. 1886 Priv. Doz. für vergleichende Sprachforschung der indogerman. Sprachen und des Sanskrit. 1892 ao. Prof., 1895 tit. o. Prof., 1902 o. Prof. für oriental. Philol. an der Univ. Graz. K., der in regem Gedankenaustausch mit Fachkollegen der ganzen Welt, vornehmlich in Indien, stand, obwohl er Europa nur einmal anläßlich eines Orientalisten-Kongresses in Algier verlassen hatte, beherrschte Französ., Engl., Italien., Russ., Serb., Altslaw., Altbaktr. Seine Arbeiten bewegten sich auf dem Gebiet der vergleichenden indogerman. Grammatik, des Pehlevi und des Sanskrit, zuletzt hatte er sich mit Erfolg an der Erforschung der ostturkestan. Sprachen beteiligt. Er war Mitgl. der Société Asiatique und Membre Perpétuel de la Société de Linguistique (Paris), korr. Mitgl. der Akad. der Wiss. in Wien und Vorstandsmitgl. der Dt. Morgenländ. Ges.

W.: Die constitutionellen Verschiedenheiten der Verschlußlaute im Indogerman., 1881; Der Bergkranz (Gorski vienac). Hist. Gemälde aus dem Ende des 17. Jh. von Petar P. Njeguš. Zum ersten Mal aus dem Serb. ins Dt. übertragen, 1886; Orabazes, in: Sbb. Wien, phil. hist. Kl., Bd. 182, 1917; zahlreiche Veröff. in Z. und Ztg.
L.: N.Fr.Pr. vom 4. 5. 1920; Almanach Wien, 1920; Festschrift zur Feier des 350jährigen Bestandes der Karl Franzens-Univ. zu Graz, 1936, S. 56.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 346
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