Klein, Franz (1777-1840), Bildhauer

Klein Franz, Bildhauer. * Wien, 27. 4. 1777; † Wien, 30. 10. 1840. Ab 1795 und nach Unterbrechung durch Militärdienst Schüler M. Fischers an der Wr. Akad. der bildenden Künste, beschäftigte er sich wohl schon hier mit Anatomie. Er arbeitete die Präparate und Büsten für das Schädelknochenkabinett des Phrenologen F. J. Gall, das 1824 durch Schenkung an den Badener Arzt Dr. A. F. Rollett kam und sich heute im dortigen Rollett-Mus. befindet. Außerdem machte K. die Präparate für das damals entstehende patholog. Mus. des Allg. Krankenhauses in Wien. 1821 und 1828 bewarb er sich um provisor. Betrauung mit der damals vakanten Lehrkanzel für Anatomie an der Akad. der bildenden Künste. K. war ein sehr geschätzter Porträtist, der auch für den k. Hof arbeitete. Er nahm dem Herzog v. Reichstadt die Totenmaske ab, nach welcher er die Plastik schuf, die sich heute im Schloß Schönbrunn befindet. Daneben sind Büsten des K. Franz (s. d.), des K. Ferdinand (s. d.), des Erzh. Karl (s. d.) und anderer Mitgl. der k. Familie überliefert. K. bediente sich bei der Arbeit an seinen Porträts gewöhnlich einer Lebendmaske. So besitzen wir von seiner Hand das wahrscheinlich getreueste Bildnis Beethovens (s. d.), das 1812 im Auftrag des Wr. Klavierfabrikanten J. A. Streicher nach einer Lebendmaske entstand. Stilist. gehört K.s Oeuvre dem Klassizismus an. Die schon seit der 2. Hälfte des 18. Jh. bestehende Verbindung zwischen bildender Kunst und Physiognomik ermöglichte K., seinen Werken jene Naturnähe zu geben, die man damals anstrebte. Über ein rein mechan. Verfahren hinaus erhalten seine Werke jedoch durch die Überarbeitung, durch ihre Strenge und formale Geschlossenheit auch eine künstler. Prägung.

W.: Lebendmaske von L. v. Beethoven, Gips, 1812, Hist. Mus. der Stadt Wien; Büste L. v. Beethovens, danach, Gips bronziert, 1812, ebenda; Büsten: A. Frh. v. Stifft, 1827 enthüllt, Univ. Wien J. A. Streicher, gebrannter Ton, beschädigt, Hist. Mus. der Stadt Wien; Grabdenkmäler: u. a. für den fürstlich Esterhaz. Kammerzahlmeister Stölzel (16 Figuren), für den Kaufmann Wetter, St. Gallen (Schweiz).
L.: Kunstbl. (Stuttgart), 1832, S. 328; F. Pietznigg, Mitt. aus Wien, Bd. 3, 1834, S. 71 f.; F. Tschischka, Kunst und Altertümer aus dem österr. Kaiserstaate, 1836, S. 369; Die Künstler aller Zeiten und Völker, begonnen von Prof. F. Müller, fortgesetzt von Dr. K. Klunzinger, Bd. 2, 1857, S. 492; Thieme–Becker; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; Hormayrs-Archiv, 1827, S. 28.
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 14, 1964), S. 377f.
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