Klinger, Richard (1860-1928), Industrieller

Klinger Richard, Industrieller. * Böhm. Aicha (Český Dub, Böhmen), 31. 12. 1860; † Gumpoldskirchen (N.Ö.), 15. 12. 1928. Sohn eines Baumeisters. Eröff. nach Absolv. des Maschinenbaustud. an der Techn. Hochschule Wien 1886 eine kleine Werkstätte zur Erzeugung von Plissier- und Facettenschleifmaschinen sowie von Schleifgeräten für Gablonzer Glassteine. 1888 entwickelte er, angeregt durch Beobachtungen an Gablonzer Steinen, das Reflexionsglas, das zur Schöpfung des Reflexionswasserstandsanzeigers für Dampfkessel führte, welcher 1890 patentiert wurde und es K. ermöglichte, 1893 eine Maschinen- und Metallwarenfabrik in Gumpoldskirchen einzurichten. Zur Vervollkommnung dieses neuen Gerätes erfand er 1893 eine aus Asbestfaser mit Gummibindung hergestellte Dichtungsplatte, für deren Herstellung er ein eigenes Verfahren ausarbeitete und die als „Klingerit“ Weltgeltung erlangte. K. wurde damit zum Begründer der später von der gesamten Industrie aufgegriffenen „It-Platten“-Industrie. 1901 nahm er die Erzeugung von Azetylengasanlagen, 1902 von Stopfbüchsenpackungen auf Asbestbasis, 1907 von Rundlauf-Hauswasser- und -Feuerlösch-Pumpen sowie von Fettschmierpressen auf. 1922 gelang K. eine weitere bedeutende Neuerung durch die Schöpfung einer Ventilform mit zylindr. Kolben, der in von außen nachdichtbaren Dichtungsringen geführt wird. Die Klinger-Kolbenschieberventile eroberten in der Folge das gesamte Nieder- und Mitteldruckgebiet für Dampf, Wasser, Gase und chem. Medien. K., der laufend neue Erzeugnisse wie z. B. die öl- bzw. säurebeständigen Platten „Klinger-Oilit“ und „Acidit“ auf den Markt brachte, sorgte in vorbildlicher Weise für seine Untergebenen, denen er 1912 eine Werkssiedlung errichtete. Er selbst hatte die Fa. 1912 in die Richard Klinger Ges. m. b. H. umgewandelt und im gleichen Jahr eine Tochterges. in Berlin-Tempelhof errichtet. Seine Erben bildeten 1931 daraus eine A. G. und gründeten 1933 ein Werk in England, von welchem wiederum 1959 in Australien eine Fabrik ins Leben gerufen wurde, und 1950/51 eines in Idstein (Taunus).

L.: Die Industrie, Jg. 1911, n. 46, S. 11; Mitt. Fa. Richard Klinger AG, Gumpoldskirchen (N.Ö.).
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 3 (Lfg. 15, 1965), S. 411
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