Knapp, Josef Armin (1843–1899), Botaniker

Knapp Josef Armin, Botaniker. Geb. Alsóköröskény, Ungarn (Nitra-Dolné Krškany, SK), 14. 5. 1843; gest. Wien, 31. 3. 1899; mos. Sohn des Viehhändlers und Landwirts David Knapp und der Regina Knapp, geb. Schwartz. – Nach dem Besuch des Gymnasiums in Pest studierte K. ab 1863 Medizin in Wien, musste aber aus Geldmangel das Studium mehrmals unterbrechen; 1873 Dr. phil. an der Universität Rostock. K.s gesamter Lebensweg war gekennzeichnet von materieller Armut und dem Unvermögen, eine dauerhafte Anstellung zu erlangen. 1872–76 zunächst Assistent der Botanik an der Universität Klausenburg unter →August Kanitz, arbeitete K. ab 1876 als Konservator am Herbarium des Allgemeinen Österreichischen Apothekervereins. 1885 wurde er Demonstrator der offizinellen, technischen und ökonomischen Pflanzen im Botanischen Garten der Universität Wien und in weiterer Folge wissenschaftlicher Hilfsarbeiter auf Tageslohn-Basis an der botanischen Abteilung des Naturhistorischen Hofmuseums, wo er später v. a. mit der Arbeit am umfangreichen Herbarium von Heinrich Gustav Reichenbach beschäftigt war. Unter K.s ersten botanischen Arbeiten, die sich schwerpunktmäßig der Flora seiner oberungarischen Heimat widmeten, sind die Aufsätze „Phanerogame Flora der Stadt Neutra nebst ihrer Umgebung“ (in: Correspondenzblatt des Vereins für Naturkunde zu Presburg 2, 1863) und „Prodromus Florae Comitatus Nitriensis“ (in: Verhandlungen der kaiserlich-königlichen Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien 15, 1865) besonders hervorzuheben. Mit seiner Arbeit „Die bisher bekannten Pflanzen Slavoniens“ (ebd. 16, 1866, gemeinsam mit →Stephan Schulzer von Müggenburg und Kanitz) erwarb sich K. wesentliche Verdienste um die Erforschung der kroatischen Flora. Im Sommer 1868 unternahm er zu botanischen Studienzwecken eine Reise in die Karpaten. Erste Ergebnisse davon, betreffend die Flora der Umgebung von Jasło und Sanok, erschienen als „Przyczynek do flory obwodów jasielskiego i sanockiego“ (in: Sprawozdanie Komisyi Fizyograficznej 3, 1869). 1872 legte K. mit „Die bisher bekannten Pflanzen Galiziens und der Bukowina“ sein botanisches Hauptwerk vor, das u. a. Angaben zur weit verstreuten Verbreitung von Pflanzen in den West- und Waldkarpaten zusammenfasste und damit eine Wissenslücke füllte. 1884 bereiste K., finanziert von →Jakob Pollak, den Nordwesten Persiens und Aserbaidschan; die botanische Ausbeute hiervon wurde in weiterer Folge teilweise von Heinrich Braun, Richard Wettstein und Karl Rechinger bearbeitet. Neben seinen fachbotanischen Arbeiten verfasste K. einige Botanikerbiographien und Nekrologe und erarbeitete im Auftrag der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien ein Personen-, Orts- und Sachregister zu den Bänden 30 bis 40 ihrer Schriften. Ihm zu Ehren wurde u. a. 1889 ein Fingerkraut Potentilla knappii und eine Rose Rosa knappii sowie 1874 eine Sommerwurz Orobanche knappii benannt. K. war u. a. ab 1863 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien und des Vereins für Naturkunde zu Preßburg sowie ab 1884 Mitglied der Geographischen Gesellschaft in Wien.

Weitere W. (s. auch Futák – Domin): Zwei Tage im Baranyer Comitate, in: Österreichische botanische Zeitschrift 16, 1866; Botanische Streifzüge durch Slavonien, ebd. 17, 1867; Zur Verbreitung der Veronica grandis Fisch, ebd. 27, 1877; L. von Vukotinović, ebd. 29, 1879; Die Heimat der Syringa Persica L, ebd. 39, 1889; Nachruf auf C. J. v. Maximowicz, in: Verhandlungen der kaiserlich-königlichen zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien 41, 1891; Nachruf auf Cardinal Haynald, ebd.
L.: Die Neuzeit, 14. 4. 1899; Eisenberg 2; Hdb. jüd. AutorInnen; Stafleu; Szinnyei; Österreichische botanische Zeitschrift 23, 1873, S. 36, 49, 1899, S. 198; I. Dörfler, Botaniker-Adressbuch, 1896, S. 114; Botanisches Centralblatt 78, 1899, S. 384; Verhandlungen der kaiserlich-königlichen zoologisch-botanischen Gesellschaft in Wien 49, 1899, S. 260; Botanik und Zoologie in Österreich in den Jahren 1850 bis 1900, 1901, s. Reg.; P. Ascherson – P. Graebner, Synopsis der mitteleuropäischen Flora 6/1, 1904, S. 733; J. Futák – K. Domin, Bibliografia k flóre ČSR do r. 1952, 1960, S. 325f. (mit W.); J. H. Barnhart, Biographical notes upon botanists 2, 1965; R. Rainer – E. Ulreich, Karpatendeutsches biographisches Lexikon, 1988; B. Wysokińska, in: Kwartalnik Historii Nauki i Techniki 56, 2011, S. 99ff.; IKG, UA, beide Wien; Mitteilung Sylvio Erdmann, Rostock, D.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 25.11.2016  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 5 (25.11.2016)