Kner, Rudolf (1810–1869), Zoologe und Mediziner

Kner Rudolf, Zoologe und Mediziner. Geb. Linz (Oberösterreich), 24. 8. 1810; gest. Oed bei Waldegg (Niederösterreich), 27. 10. 1869; röm.-kath. Sohn des Landesbeamten Johann Georg Kner (geb. Freistadt, Oberösterreich, 27. 12. 1763; gest. Linz, 21. 11. 1845) und der Barbara Theresia Kner, geb. von Adlersburg, verwitwete Gulielmo (geb. Kremsmünster, Oberösterreich, 4. 7. 1770; gest. Linz, 15. 9. 1825), Schwager von →Karl Adam Kaltenbrunner; ab 1842 verheiratet mit Mathilde Kner, geb. Edle von Rosthorn (geb. Wien, 4. 1. 1822; gest. ebd., 17. 3. 1911). – Nach dem Besuch der Gymnasien in Linz und Kremsmünster (Matura 1826) legte K. in Kremsmünster die zweijährigen philosophischen Vorstudien ab und studierte ab 1828 Medizin an der Universität Wien; 1835 Dr. med. Seine physiologische Dissertation „De vitae phasibus amphemerinis“ erschien 1835 auch gedruckt. 1836 bis Ende Juli 1841 als beeideter Praktikant an den vereinigten Naturalien-Cabineten unter →Johann Jakob Heckel angestellt, erhielt K. bereits im April 1841 eine Professorenstelle für Naturgeschichte und Landwirtschaftslehre an der Universität Lemberg. Im Jänner 1849 zum Supplenten für Mineralogie im Rahmen der Lehrkanzel für Spezielle Naturgeschichte an die Universität Wien berufen, ernannte man ihn im November dieses Jahres zum ersten Professor der Zoologie in der gesamten Monarchie. In Lemberg arbeitete K. zunächst v. a. auf paläontologischem Gebiet, sammelte Fossilien aus den dortigen Vorkommen von Paläozoikum und Kreide und hielt ab 1846 allgemeinverständliche und öffentlich zugängliche Vorlesungen über Geologie. Die Ergebnisse seiner erdwissenschaftlichen Untersuchungen publizierte er u. a. in „Ueber die beiden Arten Cephalaspis Lloydii und Lewisii, Agassiz, und einige diesen zunächst stehende Schalenreste“ (in: Naturwissenschaftliche Abhandlungen 1, 1847), „Versteinerungen des Kreidemergels von Lemberg mit seiner Umgebung“ (1848, auch: ebd. 3, 1850), „Vorkommen des Bernsteines bei Lemberg“ (in: Jahrbuch der kaiserlich-königlichen geologischen Reichsanstalt 2, 1851) und „Neue Beiträge zur Kenntniss der Kreideversteinerungen von Ost-Galizien“ (in: Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Classe 3, 1852). Seine Fossilien-Sammlung verkaufte er 1858 dem Zoologischen Museum der Universität Wien, der Bestand bildete 1873 die Basis des neu gegründeten Paläontologischen Instituts der Universität Wien. 1849 verfasste K. ein „Lehrbuch der Zoologie zum Gebrauche für höhere Lehranstalten“ (3. Aufl. 1862 unter dem Titel „Compendium der Zoologie für Hörer medizinisch-pharmaceutischer Studien“), 1851 einen „Leitfaden zum Studium der Geologie mit Inbegriff der Palaeontologie“ (2. Aufl. 1855). Mit mehr als 75 Arbeiten zur Fischkunde, unter konsequenter Einbeziehung auch fossiler Formen, erwarb sich K. den Ruf eines international anerkannten Ichthyologen. Zusammen mit Heckel legte er 1858 das Standardwerk „Die Süsswasserfische der östreichischen Monarchie, mit Rücksicht auf die angränzenden Länder“ vor und bearbeitete 1865 die Ausbeute an Fischen der Novara-Expedition („Fische“, in: Reise der Österreichischen Fregatte Novara um die Erde … 1857, 1858, 1859, Zoologischer Theil, 1. Band). K. war u. a. ab 1846 Mitglied der Galizischen Gesellschaft für Landwirtschaft, ab 1849 korrespondierendes und ab 1860 wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, ab 1851 Mitglied der Zoologisch-Botanischen Gesellschaft in Wien, ab 1860 Mitglied des naturwissenschaftlichen Vereins zu Hamburg und ab 1864 korrespondierendes Mitglied der königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München, weiters Mitglied der Gesellschaft der Ärzte in Wien (ab 1861) und Lemberg. Nach ihm wurden u. a. 1850 ein Schnurwurm Meckelia knerii, 1861 eine Grundel Gobius knerii, 1862 eine Ameise Crematogaster kneri, 1866 eine Gattung der Ohrenfische Kneria und 1882 ein Harnischwels Acestra knerii benannt; 1869 Dr. phil. h. c. der Universität Wien.

Weitere W.: s. Almanach; Salvini-Plawen – Svojtka.
L.: Neues Fremden-Blatt, NWT, Tagespost (Graz), 29. 10., WZ, 24. 11. 1869; ADB; F. Steindachner, in: Almanach Wien 20, 1870, S. 172ff. (mit W.); Krackowizer; PSB; Wurzbach; Lemberger Zeitung, 1841, Nr. 56, S. 317; Pharmaceutische Post 2, 1869, S. 404f.; Allgemeine Wiener medizinische Zeitung 14, 1869, S. 408; H. Zapfe, Index palaeontologicorum Austriae (= Catalogus fossilium Austria 15), 1971; M. Svojtka, in: Berichte der Geologischen Bundesanstalt 65, 2005, S. 177ff.; M. Svojtka, in: Geo.Alp, Sonderbd. 1, 2007, S. 145ff.; L. Salvini-Plawen – M. Svojtka, Fische, Petrefakten und Gedichte. R. K. – ein Streifzug durch sein Leben und Werk, 2008 (mit Bild und W.); M. Svojtka u. a., in: Schriften des Vereins zur Verbreitung Naturwissenschaftlicher Kenntnisse 148/150, 2012, S. 43ff. (mit Bild); M. Svojtka, in: Quadrifolium, ed. D. Angetter-Pfeiffer – B. Hubmann, 2020, S. 139ff.; Pfarre St. Rochus, UA, beide Wien; Pfarre Waldegg, Niederösterreich; Pfarre St. Josef, Linz, Oberösterreich.
(M. Svojtka)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)