Kövess von Kövessháza, Hermann Baron (1854-1924), General

Kövess von Kövessháza Hermann Baron, General. * Temesvár (Timişoara, Banat), 30. 3. 1854; † Wien, 22. 9. 1924. Sohn des Gen. Albin K. v. K. Seit seinem 11. Lebensjahr für den Offiziersberuf bestimmt, trat er nach Absolv. der Techn. Militärakad. 1872 als Lt. beim Geniergt. 2 in die Armee ein. Der erfolgreichen Frequentierung der Kriegsschule folgten Generalstabsdienste bei der 16. Inf.-Div. und 12. Kav.-Brigade-Kmdo. in Hermannstadt. 1879 Generalstabshptm., ab 1880 in Sarajewo, nahm er 1882 an der Niederwerfung des Aufstandes in der Herzegowina teil. Dann folgten Generalstabsarbeiten im Operationsbüro und beim I. Korpskmdo. in Krakau, dazwischen Truppendienst beim IR. 38. Da K. die Prüfung zum Generalstabsmjr. nicht bestand, setzte er seine Laufbahn als Stabsoff. bei der Inf. fort, bis er als Obst. Kmdt. des IR. 23 wurde. Ab Nov. 1902 war er als GM Kmdt. der 15. Inf.-Brigade in Innsbruck, ab Herbst 1906 ebenda als Kmdt. der 8. Inf.-Div. und nachher in Bozen, ab 1910 Inspizierender der Befestigungen von Tirol. 1911 erfolgte seine Ernennung zum Kmdt. des XII. Korps und Kommandierenden General in Hermannstadt, Gen. der Inf., Geh. Rat, 1912 Obst.-Inhaber des IR. 95. Bei den größeren Manövern 1912 erbrachte K. durch einen Aufsehen erregenden Sieg auch den Nachweis für sein vorher bezweifeltes strateg. Können. Im Ersten Weltkrieg führte K. sein Korps im Sommerfeldzug in Ostgalizien und in der Oktoberschlacht südlich von Przemyśl, ohne daß diesem ein Erfolg beschieden gewesen wäre. Als aber das XII. Korps im Rahmen der 2. Armee nach Preuß.-Schlesien verlegt wurde, bedeutete dieser Wechsel des Kriegsschauplatzes auch für K. den Beginn des Aufstieges. Sein Korps beteiligte sich im Dezember an der Zurückdrängung der Russen hinter die Warthe. Nach der Rückverlegung der Masse der 2. Armee in die Karpaten verblieb K. mit seinen 2 Inf.-Div. und 2 Kav.-Div. in der dt. Armeeabt. Gen. v. Woyrsch. Als nach dem Durchbruch bei Gorlice auch in Polen die Front in Bewegung kam, begann sein Siegeszug mit der Erstürmung der Festung Iwangorod am 4. 8. 1915. Dieser Siegeslauf setzte sich fort, als K., inzwischen Kmdt. der 3. Armee in der Heeresgruppe Mackensen, am 9. Oktober Belgrad eroberte, den Montenegrinern am 10. 1. 1916 den Lovćen, und am 27. 2. den Italienern Durazzo entriß. Am 26. 2. 1916 wurde K. Gen.-Obst. Im Frühjahr 1916 nahm er mit einer neuformierten 3. Armee an einer Offensive aus Südtirol gegen Italien teil und eroberte Asiago. Wegen Abwehr einer russ. Entlastungsoffensive kam auch das 3. Armeekmdo. nach Galizien. Bei Neuordnung der Kommandoverhältnisse übernahm K. im Oktober 1916 das 7. Armeekmdo. in Mármaros–Sziget. Als im Sommer 1917 in einer Gegenoffensive die Russen aus Ostgalizien vertrieben wurden, ernannte K. Karl (s. d.) am 6. 8. in Czernowitz K. zum FM. Vom 15. Jänner 1918 an befehligte K. eine aus der 1. und der 7. Armee bestehende, von Czernowitz bis Kronstadt gespannte Heeresfront, die im April aufgelöst wurde. K. war zunächst ohne Verwendung. Als aber im Herbst 1918 nach dem Ausscheiden Bulgariens die Alliierten von Süden her die Monarchie bedrohten, sollte K. mit der „Heeresgruppe am westlichen Balkan“ an der Donau-Save-Drina-Linie den Feinden Halt gebieten. Aber Gehorsamsverweigerungen etlicher Truppen und Eingriffe neuentstandener Nationalregierungen hemmten die geplante Durchführung. Am 3. 11. 1918 wurde K. noch zum Armeeoberkmdt. ernannt. Doch bei der schon im Gange befindlichen Auflösung der gesamten bewaffneten Macht war diese Ernennung ohne Bedeutung. K., Schwiegersohn des Juristen A. Hye v. Gluneck (s.d), wurde vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. mit dem Kommandeurkreuz des Milit.-Maria-Theresien-Ordens und der ung. Baronie (1917), mit dem Großkreuz des kgl. ung. St.-Stephan-Ordens, mit dem kgl. preuß. Orden „pour le mérite“ mit Eichenlaub, lebenslängliches Mitgl. des Magnatenhauses des ung. Reichstages.

L.: ÖWZ vom 26. 9. 1924; N. Österr. Biographie 2, 1925; Österr.-Ungarns letzter Krieg 1914–18, 7 Bde. und 1 Reg. Bd., 1929–38; Hofmann–Hubka; Uhlirz, s. Reg.; Katalog der K. Franz-Joseph-Ausst. Schönbrunn, 1935, S. 23; Mitt. G. Kövess, Wien.
(Kiszling)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 53f.
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