Kohn, Josef (1814-1884), Fabrikant

Kohn Josef, Fabrikant. * Wsetin (Vsetín, Mähren), 1814; † Wien, 17. 9. 1884. Gründete 1867 eine Möbelfabrik in Wsetin, wo er vorerst nach dem Muster M. Thonets einfache Einrichtungsgegenstände (Stühle, Tische, vor allem für Kaffeehäuser etc.) aus glatten Rundstäben herstellte. Zerlegbar ausgeführt, fanden diese reichen Absatz in Übersee. K. wollte jedoch Bugholz auch in anderen Zweigen der Möbelfabrikation einführen und begann daher, kantige, mit Fräsungen, Gravuren und Bildhauerarbeit dekorierte gebogene Stäbe für die Herstellung von Stilmöbeln zu verwenden. Ausgehend von Gestellen für feine Polstermöbel führte er immer mehr Gegenstände der Bugholzindustrie zu und konnte bald komplette Wohnungseinrichtungen zeigen, die auf verschiedenen internationalen Ausst. großes Aufsehen erregten und — bedingt durch den guten Absatz — bald in Massen erzeugt wurden. Wasserunempfindlichkeit der Flächen, vollständige Zerlegbarkeit und einfache Montierung förderten den Export. K., der ein Patent für auswechselbares Rohrgeflecht erhielt, führte auch Neuerungen in der Sitzmöbelherstellung und wesentliche Verbesserungen im Holzbiegeverfahren ein. Seine Fa., der er eine eigene Bildhauerwerkstätte sowie eine Zeichen- und Modellierschule angliederte, wurde laufend vergrößert. Zweigfabriken entstanden 1869 in Litsch, 1871 in Teschen, 1872 in Krakau, 1873–80 in Warschau, und Czenstochau (1884 nach Radomsk verlegt), 1890 in Holleschau, eigene Verkaufshäuser in 17 bedeutenden Städten Europas. Nach dem Tode K.s, der auch zahlreiche Wohlfahrtseinrichtungen für seine Arbeiter geschaffen hatte, ging die Fa. in den Besitz seiner Witwe und seiner Söhne über.

L.: Großind. Österr., Bd. 3, S. 320 ff.
(Hillbrand)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 66
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