Koiner, Simon d. J. (1921–1994), Politiker, Funktionär und Landwirt

Koiner Simon d. J., Politiker, Funktionär und Landwirt. Geb. Pöls (Pöls ob Judenburg, Steiermark), 3. 11. 1921; gest. Judenburg (Steiermark), 29. 12. 1994; röm.-kath. Sohn des Landwirts Simon Koiner d. Ä., der 1921–47 Obmann der Raiffeisenkasse Pöls-Oberkurzheim war. – K. besuchte das Gymnasium in Stift Seckau und die Höhere landwirtschaftliche Bundeslehranstalt Francisco-Josephinum in Wieselburg, die er als Ingenieur abschloss; 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. 1942 an der russischen Front schwer verwundet, wurde er dennoch 1944 wieder an der Front eingesetzt. K. übernahm 1955 die elterliche Landwirtschaft in Pölshof, profilierte sich daneben aber schon früh sowohl als Lokalpolitiker wie auch als landwirtschaftlicher Interessenvertreter: 1950 Gründungsobmann des Bunds steirischer Landjugend im Bezirk Judenburg, war er 1950–52 und 1955–67 Mitglied des Gemeinderats von Pöls und 1960–65 Vizebürgermeister. Ab 1960 fungierte er als Kammerrat der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark und leitete 1964–71 als Obmann die Bezirksbauernkammer Judenburg, ehe er 1971–80 als Präsident der Landeskammer für Land- und Forstwirtschaft in der Steiermark sowie ab 1971 auch als Vizepräsident der Präsidentenkonferenz der Landwirtschaftskammern Österreichs amtierte. Auf politischer Ebene hatte K. ab 1968 ein Mandat der Österreichischen Volkspartei im Steiermärkischen Landtag inne, wo er sich 1976 Verdienste um das steirische Landwirtschaftsförderungsgesetz erwarb. 1971–84 stand K. an der Spitze des Steirischen Bauernbundes, zu dessen nationalliberalem Flügel er zählte, nachdem er bereits 1970 Vizepräsident des Österreichischen Bauernbundes geworden war. 1980–83 leitete er als Landesrat in der Steiermark die Referate Agrar- und Wohnbauwesen. Als Multifunktionär besetzte K. zudem auch im Genossenschaftswesen führende Positionen, so war er 1974–89 Obmann des Raiffeisenverbands Steiermark, ab 1975 in der Raiffeisenlandesbank engagiert und 1984–87 Obmann der Raiffeisenlandesbank Steiermark. 1974–88 Generalanwaltstellvertreter, stand K. 1988–90 als Generalanwalt an der Spitze des Österreichischen Raiffeisenverbands. Unter seiner Leitung wurden bei Raiffeisen Strukturmaßnahmen zur Vorbereitung eines Beitritts zur Europäischen Union durchgeführt. K. wurde mit dem Titel eines Ökonomierats und 1982 mit der Raiffeisennadel in Gold ausgezeichnet.

N.: Kleine Zeitung, 31. 12. 1994; Der Österreichische Bauernbündler, 5. 1. 1995; Raiffeisenzeitung, 5. 1. 1995; Neues Land. Wochenzeitung des Steirischen Bauernbundes, 8. 1. 1995; Landwirtschaftliche Mitteilungen, 15. 1. 1995.
L.: I. M. Staudacher, J. Wallner (1902–1974), phil. DA Graz, 1997, S. 111; Raiffeisen in Österreich, ed. E. Bruckmüller – W. Werner, 1998, bes. S. 319; A. Haas, Die vergessene Bauernpartei. Der Steirische Landbund und sein Einfluß auf die österreichische Politik 1918–1934, 2000, s. Reg; E. Lebensaft – Ch. Mentschl, Feudalherren – Bauern – Funktionäre. Österreichs Agrarelite im 20. Jahrhundert, 2003; W. Brunner, Geschichte von Pöls, o. J., s. Reg., bes. S. 337 (m. B.).
(E. Lebensaft – Ch. Mentschl)   
Zuletzt aktualisiert: 1.3.2011  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 1 (01.03.2011)