Kola, Richard (1872-1939), Bankier und Schriftsteller

Kola Richard, Bankier und Schriftsteller. * Wien, 12. 8. 1872; † Wien, 11. 3. 1939. Sohn eines Kaufmannes, Neffe des Mathematikers S. Spitzer. Wurde 1889 Volontär in einem Wr. Bankhaus, 1895 Prokurist und Leiter der Börsenabt. und übernahm nach einigen Jahren die Leitung des Geschäftes (–1904). K., der für den Wirtschaftsteil österr. und engl. Ztg. und Fachbll. schrieb, erlangte durch die Vorhersage der Börsenkrise von 1895 großes Ansehen in Finanzkreisen. Nach einer längeren Reise arbeitete er im Bankhaus seines Bruders, Arthur K. (* Wien, 29. 3. 1870; † Wien, 30. 8. 1937), wurde 1906 in die Länderbank berufen, gründete aber 1909 eine eigene Fa. Von allen Wr. Banken pflegte K.s Fa. am intensivsten die internationalen Geschäfte und konnte auch während des Ersten Weltkrieges Auslandsbeziehungen aufrechterhalten. Er wurde häufig in Finanzfragen konsultiert, u. a. von Steinwender, Schumpeter, Renner, Weißkirchner und Seipel. 1920 verfaßte er im Auftrage der poln. Regierung ein Gutachten über die Finanzlage des poln. Staates. K., der sich schon früh auch an Industrien — vor allem der graph. und der Papier-Branche — beteiligt hatte, trat nach dem Ersten Weltkrieg auch in die Textilindustrie ein. 1922 vereinigte er die Wr. Filiale der Brit.-ung. Bank mit dem Großteil der Agenden der Fa. Kola und Co. zur Brit.-österr. Bank, deren Vizepräs. er wurde. Nach Einführung des Schilling-Kurses ging sein Unternehmen stark zurück und bald verfügte er nur mehr über ein bescheidenes Wechselgeschäft. K., der sich schon während seiner Schulzeit als Schriftsteller versuchte, arbeitete später für die „Wiener Mode“, verkehrte in Schriftstellerkreisen, schrieb 1889 ein Lustspiel, welches 1891 am Sulkowski-Theater aufgeführt wurde und betreute lange Zeit das Burgtheater-Referat der „Wiener Mittags-Zeitung“. 1920 gründete er die Rikola-Verlags A. G., welche auch die Aktienmehrheit des Münchener Musarionverlages erlangte und sich vor allem der Belletristik widmete.

W.: Ledige Frauen (Lustspiel), 1889; Die Gusti (Roman), 1. und 2. Aufl. 1906; Puppentragödie. Ernste und heitere Geschichten, 1923; etc.
L.: Rückblick ins Gestrige, Erlebtes und Empfundenes (Autobiographie), 1922; Eisenberg, Jg. 1893, Bd. 1; Kosch; Nagl–Zeidler–Castle 4, S. 1992.
(Red.)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 16, 1966), S. 70f.
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