Kopp, Georg von (1837-1914), Fürstbischof

Kopp Georg von, Fürstbischof. * Duderstadt (Hannover), 25. 7. 1837; † Troppau (Opava, österr. Schlesien), 4. 3. 1914. Wegen Mittellosigkeit zuerst Hilfstelegraphist, konnte er erst ab 1858 in Hildesheim Theol. stud., 1862 Priesterweihe, dann in der Seelsorge, ab 1865 in der Bistumsverwaltung tätig. K. wurde 1872 Domkapitular und Generalvikar in Hildesheim. Ab 1871 Apostol. Protonotar, wurde er am 18. 11. 1881 Bischof der seit 1879 vakanten Diözese Fulda und begann hier seine hochbedeutsame kirchenpolit. Wirksamkeit. 1884 Mitgl. des preuß. Staatsrats, 1886 lebenslängliches Mitgl. des preuß. Herrenhauses, hatte er hervorragenden Anteil an den Gesetzesentwürfen von 1886/87 zu einem modus vivendi zwischen Staat und Kirche. Wegen dieser Vermittlerrolle von den meisten preuß. Bischöfen, dem Zentrum und kath. Volkskreisen als „Staatsbischof“ apostrophiert, mußte er vom Kardinal-Staatssekretär gerechtfertigt werden. Seine erfolgreiche Mitarbeit an der Beendigung des Kulturkampfes sicherte ihm dann die unbestrittene Führung im dt. Episkopat und bewirkte im Einvernehmen zwischen Kurie und Bismarck 1887 seine Transferierung auf den fürstbischöflichen Stuhl von Breslau. K. wurde dadurch Mitgl. des österr. Herrenhauses und des österr.-schles. Landtags. Er verhinderte wiederholt drohende Störungen zwischen Staat und Kirche, so anläßlich der Canisius- (1897) und Borromäus-Enzyklika (1910), bei den Schwierigkeiten im Kampf gegen den Modernismus etc. K., 1893 Landeshauptmannstellvertreter für österr. Schlesien, war beteiligt an der internationalen Konferenz für Arbeiterschutz in Berlin (1890) und an der Konferenz für Reform des höheren Schulwesens. Er sorgte unermüdlich für seine ausgedehnte Diözese durch Errichtung von mehr als 650 Kirchen, Kapellen, Klöstern und Wohlfahrtsanstalten, durch Schaffung von zahlreichen Pfarren und Seelsorgestellen vornehmlich im oberschles. Industriegebiet, in Berlin und in der Diaspora, durch Stiftung von Konvikten für den Priesternachwuchs, durch Förderung von Kunst und Wiss. 1893 Kardinal, 1906 nob.

W.: Breslauer Hirtenbriefe, ges. von M. Beyer und F. Nafe, 1912.
L.: N. Fr. Pr. vom 7. 4. 1911; R. P. vom 4., 5. und 6. 3., N. Fr. Pr. vom 4. 3. 1914; R. Dittrich, Kardinal G. K. Ein Lebensbild, 1912; A. Arndt, G. Kardinal K., Fürstbischof von Breslau (1887–1914), 1914; Z. des Ver. für Geschichte Schlesiens 50, 1916; Buchberger; Kosch, Das kath. Deutschland; Biograph. Jb., 1925; Schles. Lebensbilder, Bd. 2, hrsg. von F. Andrea, M. Hippe, P. Knötel, O. Schwarzer, 1926; F. X. Seppelt, Geschichte des Bistums Breslau, in: Real-Hdb. des Bistums Breslau, Tl. 1, 1929, S. 121–26; Festschrift aus Anlaß der 250-Jahrfeier der Gründung des Ursulinenklosters zu Duderstadt, 1950, S. 190–216; E. Brzoska, 950 Jahre Bistum Breslau, 1951.
(Loidl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 17, 1967), S. 118
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