Korytowski, Wiltold von (1850-1923), Politiker, Finanzfachmann und Gutsbesitzer

Korytowski Witold von, Gutsbesitzer, Politiker und Finanzfachmann. * Grochowiska, Kr. Mogilno (Prov. Posen), 8. 8. 1850; † Posen (Poznań), 10. 7. 1923. Nach seiner Militärdienstzeit in Deutschland stud. er an den Univ. Berlin, Zürich und Wien, 1874 Dr.jur., 1874 erwarb er die österr. Staatsbürgerschaft, 1875 Eintritt als unbesoldeter Konzipient bei der niederösterr. Finanzprokuratur, 1880 Konzipist im Finanzmin., 1887 Sektionsrat und Vorstand des Präsidialbüros, 1889 landesfürstl. Kommissar bei der Credit-Anstalt, 1890 Min.-Rat, 1891 Vizepräs. der Finanzlandesdion. Lemberg (Finanzlandesdir. von Galizien), 1901 Geh.-Rat, 2. 6. 1906–15. 11. 1908 Finanzmin. im Kabinett Beck, 14. 5. 1913–19. 7. 1915 Statthalter in Galizien, 1908–14 Reichsratsabg., Mitgl. des Herrenhauses. 1919 zog sich K. vom polit. Leben zurück. K. war enger Mitarbeiter der Min. Dunajewski (s. d.) und Taaffe, besonders auch bei der Branntwein- und Zuckersteuerreform sowie im Parlament, reorganisierte die Finanzverwaltung Galiziens durch energ. Beseitigung der Mißstände bei Steuerbemessung und -einhebung sowie Hebung der Steuermoral mit dem Ziel einer regelmäßigen Steuerentrichtung, führte theoret. Lehrkurse und Fachschulen für das Personal ein und brachte die Finanzwache in strenge Disziplin und mustergültige Haltung, unbekümmert um alle Opposition und persönliche Angriffe in Presse, Reichsrat und Landtag. Er war im Parlament als guter Redner und gewandter Politiker sehr beliebt. Als Min. hatte er Anteil an der befriedigenden Lösung der finanziellen Fragen bei den Ausgleichsverhandlungen — Änderung des Quotenschlüssels —, bemühte sich sehr, das seit Dunajewski erreichte Gleichgewicht des Staatsbudgets trotz steigender Anforderungen aufrechtzuerhalten und wollte eine allmähliche Tilgung der Staatsschuld einleiten; Regelung der Beamtenbezüge 1906/07; Enquête über die Sanierung der Landesfinanzen und Arbeiten um die verschiedenartigen Voranschläge, um die Finanzgebarung der Länder in ein Schema zu bringen. K., Vertrauensmann der Polen im Kabinett Beck (s. d.), beachtete stets das poln. Interesse (Wahlreform 1914), war aber bis zur Auflösung der Monarchie dieser und dem Herrscherhaus loyal verbunden. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, u. a. 1908 Brillanten zum Großkreuz des Leopold-Ordens, Kanzler des Ordens der Eisernen Krone.

L.: R. P. vom 14. 5. 1913; N. Fr. Pr. vom 14. und 15. 5. 1913, 20. 7. 1915 und vom 13. 7. 1923; Kurier Łwowski, 1923, n. 163; Czas, 1932, n. 154; Kalendarz krakowski, 1908, S. 89, 1909, S. 128, 1910, S. 120, 1912, S. 101, 1913, S. 90, 1914, S. 114; J. Biliński, Wspomnienia i dokumenty (Erinnerungen und Dokumente), 1925; M. Bobrzyński, Z moich pamiętników (Aus meinen Memoiren), 1957; F. Freund, Das österr. Abgeordnetenhaus, 1907–13, S. 522; I. Daszyński, Pamiętniki (Memoiren), Bd. 2, 1926; St. Kieniewicz, Galicja w dobie autonomicznej 1850–1914 (Galizien in der Zeit der Autonomie 1850–1914), ausgewählte Quellen, 1952; K. Srokowski, Zarys historii Naczelnego Komitetu Narodowego (Grundriß der Geschichte des Nationalrates), 1929; Wielka Ilustrovana Enc. Powszechna Gutenberga, Bd. 8; Czedik; J. Penížek, Aus bewegten Zeiten 1895–1905, 1906. S. 305; Das polit. Tagebuch Josef Redlichs, Schicksalsjahre Österr. 1908–09, bearb. von F. Fellner, 2 Bde. ( = Veröff. der Komm. für neuere Geschichte Österr., Bd. 39), 1953, s. Reg.; A. Spitzmüller, … und hat auch Ursach’ es zu lieben, 1955, s. Reg.
(Homola-Winkelbauer)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 17, 1967), S. 138f.
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