Krafft, Johann(es) Peter (1780-1856), Porträt-, Historien- und Genremaler

Krafft Johann(es) Peter, Porträt-, Historien- und Genremaler. * Hanau (Hessen), 15. 9. 1780; † Wien, 28. 10. 1856. Vater des Orientalisten und Kunstschriftstellers Albrecht K. (s. d.) und der Malerin Marie K. (s. d.), Großvater des Vorigen, Bruder des Folgenden. Vorbereitet von seinem Vater, dem Emailmaler Ignatius Peter K. († Wien, 29. 5. 1810), erhielt er seine erste Ausbildung an der fürstlich hess. Zeichenschule in Hanau und bei A. Tischbein. Er besuchte 1799 die Wr. Akad. der bildenden Künste unter H. Füger (s. d.), reiste 1801 mit Schnorr v. Carolsfeld nach Paris, war Schüler J.-L. Davids und kopierte für L. Bonaparte. Ab 1805 war K. in Wien als Porträtist und Maler von Themen der griech. Mythol. und Sagenwelt tätig. Mit dem Reichelpreis ausgezeichnet, stud. er 1808 vorübergehend in Rom, wendete sich 1811 mit der Darstellung „Erzherzog Carl… wie er die Fahne des Regimentes Zach ergreift“ der Historienmalerei zu und erzielte mit dem „Abschied des Landwehrmannes“, 1813, einen durchschlagenden Erfolg. 1815 wurde er Mitgl. der Akad., 1823 dortselbst Korrektor mit dem Titel eines ao. Prof., 1828 Dir. der k. Galerie im Belvedere, 1835 Akad. Rat und 1839 Mitgl. der Akad. in Kopenhagen. K.s künstler. Leistung liegt in der Bildnismalerei, in welcher er es verstand, die Porträtierten fern von barocker Tradition und klass. Schönheitsbegriff in natürlich-realer Auffassung zu charakterisieren. Vom Einzelbildnis wendete er sich dem Gruppenbild zu, in welchem er die großen zeitgeschichtlichen Ereignisse zu dokumentieren versuchte. Seine Vorliebe für das Natürliche bereicherte diese Historien mit kleinen, oft allzu menschlichen Szenen aus dem Alltag. „Der Abschied des Landwehrmannes“ gilt als Beginn der Wr. Genremalerei. Dominierte hier noch die Vorliebe für literar. breite und sentimentale Darstellungen, wich diese mit den Jahren einer souverän beherrschten Wiedergabe des im Alltag Typ. und allg. Gültigen. Seine Historien vereinen somit die Schilderung großer patriot. Ereignisse mit meist lieblichen genrehaften Episoden, wiewohl es sich um gut gruppierte, echte Porträts handelt. Neben diesen seinen Hauptwerken schuf K. bis in sein hohes Alter Einzelporträts und mytholog. Szenen.

W.: Bildnis F. Wehsely, 1810, Taufe Clorindens, 1810, Der Abschied des Landwehrmannes, 1813, Die Rückkunft des Landwehrmannes, 1820, Die Siegesmeldung nach der Schlacht bei Leipzig, Erzh. Carl in der Schlacht bei Aspern (Gemälde für das Invalidenhaus), 1817–19, Die Tochter des Künstlers am Schreibtisch, um 1830, alle Österr. Galerie; Bildnis A. Zauner, 1813, Gemäldegalerie der Akad. der bildenden Künste, Wien; Zeichnungen und Druckgraphik, Graph. Smlg. Albertina, Wien; Einzug des K. Franz nach der Rückkehr aus Paris 1814, Erste Ausfahrt des K. nach gefährlicher Krankheit 1826, Rückkunft des K. Franz aus Preßburg 1809, 1825–30, Fresken, Reichskanzleitrakt der Hofburg, Wien; Bildnis eines jungen Mannes, Neue Galerie am Joanneum Graz; Ausfall Zrinyis aus Szigeth, 1824, Nationalmus. Budapest; Selbstbildnis, 1799; Bildnis des Bruders Joseph K.; Tiroler Freiheitskampf, 1809; Orpheus, die Leier spielend, am Grabe der Eurydike; K. Franz erteilt allg. Audienz, 1837, K. Franz folgt dem Sarg eines Armen, 1854, Schloß Artstetten; Erzh. Johann als Gemsenjäger, 1817, Schloß Stainz; weitere Gemälde, Zeichnungen und Mobiliar bei den Nachkommen (Troll) in Wien.
L.: F. v. Boetticher, Malerwerke des 19. Jh., 1895; Thieme–Becker; Wurzbach; ADB; Kosch, Das kath. Deutschland; Mitt. aus der Österr. Staatsgalerie, Juni 1921, S. 13; B. Grimschitz, Die österr. Zeichnung im 19. Jh., 1928; ders., Maler der Ostmark im 19. Jh., 1940; ders., Die Altwr.Maler, 1961; Die Österr. Galerie im Belvedere in Wien (Führer), 1962, S. 53 f.; R. Feuchtmüller–W. Mrazek, Biedermeier in Österr., 1963; K. Stümpfl, Hist.-Biograph. zum Gemälde J. P. K.s „Erzherzog Carl und sein Stab in der Schlacht bei Aspern“, in: Albertinastud., Jg. 3, 1965, S. 141 ff.; Künstlerhaus, Herbstausst., 1906; Österr. Galerie, Galerie des 19. Jh., 1924 (Katalog), S. XLIV ff.; Österr. Galerie, Zeichnungen und Entwürfe von P. K., Ausst., 1925; Österr. Galerie, Galerie des 19. Jh. (Katalog), 1937, S. 32 f.; Österr. Galerie, Neuerwerbungen der Österr. Galerie in Wien, Ausst., 1940, S. 7, 20; Österr. Galerie, Neuerwerbungen, Ausst., 1951, S. 13; Österr. Galerie des 19. und 20. Jh., Katalog, 1954, S. 23, 28; Österr. Galerie, Das Belvedere im Bild, Ausst., 1955, S. 20, 25; Österr. Galerie, Gedächtnisausst. P. K., 1956; Hist. Mus. der Stadt Wien, Neuerwerbungen, Ausst., 1959, S. 46, 49; Österr. Galerie, Neuerwerbungen, Ausst. 1959, S. 17, 26; Neue Galerie am Landesmus. Joanneum, Die Kammermaler um Erzh. Johann, Ausst., 1959, S. 37–39; Kunsthalle Düsseldorf, Meisterwerke österr. Malerei, Ausst., 1959, n. 101— 105; Villa Hügel (Essen), Unvergängliches Österreich, Ausst. 1960, S. 53–55; Neue Galerie am Landesmus. Joanneum, Meisterwerke des Klassizismus, Ausst. 1961, S. 53–55; Neue Galerie am Landesmus. Joanneum, Galerie des 19. Jh. (Katalog), 1963, S. 17; Hist. Mus. der Stadt Wien, Die Gemäldesmlg. II (Katalog), 1964, S. 30 f.; Museen für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, Wr. Malerei der Waldmüller–Zeit (Katalog), 1965, n. 57.
(Adolph–Paburg)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 17, 1967), S. 188f.
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