Král, Johann Nepomuk (1839–1896), Kapellmeister und Komponist

Král Johann Nepomuk, Kapellmeister und Komponist. Geb. Mainz, Hessen-Darmstadt (D), 14. 9. 1839; gest. Tulln (Tulln an der Donau, Niederösterreich), 1. 1. 1896; röm.-kath. Sohn des aus Kralowitz bei Pilsen stammenden Joseph Krall (Kral), Hautboisten des Infanterieregiments Nr. 35, das 1837–47 in Mainz stationiert war, Bruder von Josef Král, Militärkapellmeister beim Infanterieregiment Nr. 69. – Schon mit 20 Jahren war K. Kapellmeister in Amsterdam, wo 1863 seine Operette „Liebenswürdig“ uraufgeführt wurde. Im selben Jahr erschien sein erstes Tanzstück im Druck, die „Böhmische Westbahn-Polka“. Ab 1862 beim Infanterieregiment Nr. 13, übernahm K. dort 1866 die Kapellmeisterstelle. Während der Garnisonierung in Wien ab Anfang der 1870er-Jahre trat er in verschiedenen Unterhaltungslokalen auf, besonders beliebt waren seine sehr gut besuchten Konzerte im Wiener Cur-Salon (später Hübners Kursalon). Noch 1874 trat K. als Kapellmeister zum Infanterieregiment Nr. 20 über, wahrscheinlich Ende 1880 oder Anfang 1881 wechselte er in gleicher Funktion zu den „36ern“. Von März bis September 1882 leitete er die Musik des Infanterieregiments Nr. 17. Im Oktober 1882 übernahm er die Kapelle der „38er“. Seine Bewerbung um die Leitung der Musik des Infanterieregiments Nr. 4 („Hoch- und Deutschmeister“) 1885 war nicht erfolgreich, diese Stelle erhielt Heinrich Strobl und nach dessen plötzlichem Tod Carl Michael Ziehrer. K. gründete 1885 eine zivile Formation, die Wiener Elitekapelle, doch schon im Spätherbst 1886 wurde er wieder Militärkapellmeister, und zwar bei den „24ern“. Hier war er bis 1888 aktiv, um danach nochmals als Kapelle J. N. Kral im zivilen Bereich sein Glück zu versuchen. Schon im Herbst 1890 war K. neuerlich Militärkapellmeister beim Infanterieregiment Nr. 23, wo er bis zu seinem Tod tätig blieb. K.s musikalisches Œuvre umfasst in erster Linie Märsche und Wiener Tanzmusik. Insgesamt sind mehr als 200 Titel bekannt, darunter auch die Ouvertüre zum Singspiel „Des Rekruten Abschied und Heimkehr“. Rund 130 seiner Kompositionen waren als Druckausgaben erhältlich. Sein größter Erfolg ist der noch heute viel gespielte „Brucker-Lager-Marsch“, den er 1874 in Bruck an der Leitha schrieb, wo sich das gleichnamige Militärausbildungslager befand. Die Uraufführung im zivilen Bereich erfolgte 1874 im Wiener Volksgarten in einem gemeinsamen Konzert mit der Kapelle des Hofballmusikdirektors →Eduard Strauß. Der „Brucker-Lager-Marsch“ war auch Regimentsmarsch des Infanterieregiments Nr. 13 und wurde 1934 in die Deutsche Heeresmarschsammlung aufgenommen (HM III B,92). K.s Marsch „Hoch Habsburg!“ war in der Monarchie sehr populär; die Notenausgabe erreichte in kurzer Zeit sechs Auflagen. K. komponierte ihn 1882 zum 600-Jahr-Jubiläum des Herrscherhauses. Darüber hinaus galt er als ausgezeichneter Bearbeiter, auch die Strauß-Kapelle spielte seine Arrangements von Werken von →Johann Strauß (Sohn), darunter die „Pásmán-Quadrille“ und ein Potpourri aus dem „Zigeunerbaron“.

Weitere W.: s. Anzenberger, 1996.
L.: Neuigkeits-Welt-Blatt, 3. 1. 1896; oeml (mit Bild); Pazdírek; Deutsche Militär-Musiker-Zeitung 63, 1941, Nr. 45; E. Brixel, Das ist Österreichs Militärmusik, 1982, S. 315; F. Anzenberger, in: Mit klingendem Spiel. Zeitschrift der Deutschen Gesellschaft für Militärmusik e. V. 19, 1996, H. 4, S. 187ff. (mit W.); F. Mailer, J. Strauß. Kommentiertes Werkverzeichnis, 1999, S. 102, 252; F. Anzenberger, Zum 125. Todestag von Militärkapellmeister J. N. K., in: K. u. K. Militärmusik-Blog (Zugriff 11. 5. 2021); KA, Wien; Pfarre Tulln-St. Stephan, Niederösterreich.
(F. Anzenberger)   
Zuletzt aktualisiert: 20.12.2021  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 10 (20.12.2021)
1. AUFLAGE: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 197
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