Kratter Franz, Schriftsteller und Bühnenleiter. * Oberndorf a. Lech (Bayern), 27. 5. 1758; † Lemberg, 8. 11. 1830. Stud. in Dillingen zuerst Phil., später Theol. und schließlich in Wien Jus. Hier war er auch als Privatsekretär tätig, folgte jedoch bald seiner ursprünglichen Neigung zum Theaterwesen und zur Schriftstellerei. 1786 nach Lemberg übersiedelt, übernahm K. 1795 die Leitung des dortigen Theaters. Seine Programmgestaltung nach dem Vorbild der Wr. Spielpläne erhielt sich in Lemberg über die Zeit seines persönlichen Wirkens hinaus. Die von ihm verfaßten Dramen wurden nicht nur in Lemberg, sondern bis zur Mitte des vorigen Jh. auf nahezu allen dt. Bühnen gespielt, und zwar weniger ihres gedanklichen Gehaltes, als ihrer theatral. Wirksamkeit wegen. K.s Schrift über die damaligen Zustände in Galizien zeigen Kulturbewußtsein hohen Ranges und soziales Fühlen; sie erregten Aufsehen wegen der schonungslosen Darstellung der herrschenden Mißstände und ihrer Ursachen. K. war ein überzeugter Verkünder der Leitgedanken des Josephinismus.