Krauß, Franz Frh. von (1865-1942), Architekt

Krauß Franz Frh. von, Architekt. * Wien, 14. 6. 1865; † Wien, 24. 2. 1942. Sohn des Vorigen, Großneffe der beiden Staatsmänner Karl Frh. v. K. (s. d.) und Philipp Frh. v. K. (s. d.), Vetter der Malerin Helene Freiin v. K. (s. d.); stud. an der Techn. Hochschule Wien, dann an der Meisterschule für Architektur an der Akad. der bildenden Künste unter F. v. Schmidt, wo er mehrmals Preise erhielt. 1889/90 trat er in das Atelier von Helmer (s. d.) und Fellner (s. d.) ein, mit dem er auch noch in Verbindung blieb, nachdem er sich 1894 selbständig gemacht hatte. 1911–35 Doz. für Perspektive und Stillehre an der Akad. der bildenden Künste in Wien, 1913 tit ao. Prof. suppl. er 1919–21 die Meisterschule Bauer. 1913 o. Prof. an der Techn. Hochschule in Wien. K. führte seine Bauten meistens in Arbeitsgemeinschaft aus. Seine Entwürfe für die Techn. Hochschule Temesvar (1922) wurden der Ausführung zugrunde gelegt. Gem. mit H. Jaksch beteiligte sich das Atelier an Wettbewerben für das Rathaus in Montevideo 1923 und für den Bau von Volkswohnhäusern. K. war auch an der Ausführung (1924–27) der Wohnhausanlage der Gemeinde Wien in Sandleiten beteiligt. Als Schüler Schmidts war K. ein Vertreter des späten Historismus. Er setzte sich mit dem Jugendstil auseinander, wobei er strengeren, klassizistisierenden Formen zuneigte; durch Zusammenwirken von Zweckmäßigkeit und Form suchte er den Anforderungen der Neuen Sachlichkeit gerecht zu werden.

W.: gem. mit A. Graf, Jubiläums-Stadttheater (Volksoper), Wien, 1898; gem. mit J. Tölk, Theaterbauten und Entwürfe für Wien (Bürgertheater, 1905, Anzengruber-Theater, 1908, Residenzbühne, 1911), Pilsen, 1896, Baden, 1899, Gablonz, 1903. Meran, 1905, Mähr. Ostrau, 1908; Wohn- und Geschäftshäuser in Wien: Bognergasse 3, Konkordiahof, Kaufhaus Gerngross; Olmütz, Villa Primavesi; Dürwaringbrücke, Wien, 1911; Sanatorien (Nervenheilanstalt Rosenhügel, 1911, Maria-Theresien-Schlössel, 1914, beide Wien), Frintaneum, Wien, 1915; Ausstellungsbauten (Kunstabt. der Jagdausst. Wien, 1911); etc.
L.: Thieme–Becker; H.-Chr. Hoffmann, Die Theaterbauten von Fellner und Helmer, 1966; D. Joseph, Geschichte der Baukunst des 19. Jh., Bd. 3, 1902, S. 629 f.; P. Kortz, Wien am Anfang des XX. Jh., Bd. 2, 1906; A. Lechner, Geschichte der Techn. Hochschule in Wien 1815–1940, 1942, s. Reg.; Kürschner, Gel. Kal. 1935.
(Wagner-Rieger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 226
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