Krauß, Karl Frh. von (1789-1881), Minister und Jurist

Krauß Karl Frh. von, Staatsmann. * Lemberg, 13. 9. 1789; † Wien, 5. 3. 1881. Entstammte einer im 18. Jh. aus Bayern nach Österr. eingewanderten Familie, Bruder des Min. Philipp Frh. v. K. (s. d.), Großvater der Malerin Helene Freiin v. K. (s. d.), Onkel des Juristen Franz Frh. v. K. (s. d.), Großonkel des Architekten Franz Frh. v. K. (s. d.); erhielt den ersten Unterricht von seinem Vater, absolv. dann in Lemberg das Jusstud., trat 1809 als Kanzleipraktikant beim Lemberger Kreisamt in den Staatsdienst, wechselte 1810 in den Justizdienst über (Auskultant des Lemberger Landrechtes), wurde 1815 landrechtlicher Ratsprotokollist, 1818 Landrat in Tarnow, 1822 in Lemberg, 1826 galiz. Appellationsrat, 1829 Kammerprokurator in Lemberg und 1833 Präs. des Lemberger Landrechtes. Ab 1846 als Vizepräs. der Obersten Justizstelle in Wien tätig, wurde er 1851 Justizmin., nach seinem Ausscheiden aus dem Kabinett 1857 erster Präs. des Obersten Gerichts- und Kassationshofes. Ab 1865 i.R., trat er 1867 als erster Präs. an die Spitze des neugegründeten Reichsgerichtes. In Galizien, wo er ab 1825 auch Dir. der jurid. Fak. der Univ. Lemberg war und als solcher verdienstvoll für diese Fak. wirkte, machte er sich um die Rechtspflege wie auch um die Wohlfahrtseinrichtungen der Stadt Lemberg (besonders um die Kinderbewahranstalten) hochverdient. Als Justizmin. machte er gegen die Unterrichtsreform Thuns heftige Opposition und legte seinerseits einen unter Hyes (s. d.) Einfluß entstandenen jurid. Studienplan vor, den er allerdings selbst nur als Diskussionsgrundlage bezeichnete. K. trat darin u. a. für eine Berücksichtigung der philosoph. rationalist. Methode neben der hist. in der Rechtswiss. ein. Obwohl K.s Konzept in der Ministerkonferenz Zustimmung gefunden hatte, entschied sich der K. für Thun. K., vielfach ausgezeichnet, war ab 1843 Geh.Rat, ab 1859 Träger des Großkreuzes des St.-Stephan-Ordens und Ehrenbürger von Wien, ab 1861 Mitgl. des Herrenhauses, ab 1862 Kanzler des Ordens vom Goldenen Vließ und wurde 1834 nob., 1852 Frh. Sein Sohn Karl Frh. v. K. (* Lemberg, 12. 12. 1834; † Millstatt, 3. 12. 1905), trat 1855 in den Staatsdienst, leitete 1879 das Büro für Angelegenheiten Bosniens und der Herzegowina und bemühte sich 1884–89 als Gen.-Konsul in Warschau um den Ausbau des österr. Konfidentenwesens in russ. Polen, 1889 Gen.-Konsul in Venedig, 1899 i.R.

L.: N. Fr. Pr. vom 5. und 6. 3. 1881; Jurist. Bll., Jg. 10, 1881, S. 132 f.; Allg. österr. Gerichtsztg. 16, 1879, S. 242; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; S. Hahn, Reichsraths-Almanach für die Session 1879/80, 1879; Maasburg, S. 107 f.; H. Lentze, Die Universitätsreform des Min. Gf. Leo Thun-Hohenstein, in: Sbb. Wien, phil.-hist. Kl., Bd. 232, Abh. 2, 1963, s. Reg.
(Red.)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 230
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