Krejcar, Jaromír (1895-1949), Architekt

Krejcar Jaromír, Architekt. * Hundsheim (N.Ö.), 25. 7. 1895; † London, 5. 10. 1949. Nach Stud. an der Akad. der bildenden Künste in Prag (1918–21) bei Kotěra (s. d.) arbeitete er 1921–23 im Atelier von J. Gočár, ab 1923 hatte er ein eigenes Konstruktionsbüro in Prag. Er erkannte früh die Aussichtslosigkeit der national und dekorativ orientierten Architektur und konzentrierte sich — als einer der ersten tschechoslowak. Architekten — schon 1921 auf die fortschrittlichsten Tendenzen, vor allem auf die Ästhetik von Le Corbusier und auf den sowjet. Konstruktivismus. In diesem Sinne redigierte er 1921/22 mit dem theoret. Sprecher der tschechoslowak. Avantgarde K. Teige „Sborník nové krásy“ (Sammelbuch der neuen Schönheit = 2. Jg. der Z. „Život“), welches wesentlichen Einfluß auf die Entwicklung der modernen Kunst in der Tschechoslowakei nahm. Neben städtebaulichen Arbeiten und Wohnungseinrichtungen entwarf K. eine ganze Reihe von öff. und privaten Bauten (von denen viele realisiert wurden), in welchen er neue Erfahrungen mit einer eigenen Umformung des strengen, „wissenschaftlichen“ Konstruktivismus vereinigte. Der internationale Konstruktivismus, bzw. Funktionalismus blieb auch später der Ausgangspunkt seiner Arbeit, wurde jedoch nach und nach durch neue Elemente, z. B. durch die Kurve, bereichert. Ab 1934 arbeitete K. im Inst. für Städtebau in Moskau (GIPROGOR). K., einer der bedeutendsten Repräsentanten der modernen Architektur in der Tschechoslowakei während der 20er und 30er Jahre, war mit Milena Jesenská, der Freundin des Dichters F. Kafka (s. d.) verheiratet.

W.: Entwurf der Zentralmarkthalle, Prag, 1921; Wohnhaus des Schriftstellers V. Vančura, Königsaal b. Prag, Entwurf, 1923; Geschäftshaus Olympic, Prag, 1923–26; Wohnhaus Gibian, Prag, 1927–29; Vereinshaus des Ver. der Privatbeamten, Prag, 1927; Wettbewerbsentwurf des Bebauungsplanes des Hochplateaus Letná, Prag, 1928–29; Heilanstalt, Trentschin-Teplitz, 1929–31; Pavillon der Tschechoslowakei auf der Internationalen Ausst. in Paris, 1936/37 (Goldmedaille); Gebäude des Innenmin., Prag, gem. mit K. Roškot, 1938; etc. Redakteur des Sammelwerkes L’Architecture contemporaine en Tchécoslovaquie, 1928. Artikel in Fachz. und Ztg.
L.: K. Teige, Práce J. K. (Arbeiten J. K.s), 1933; Toman; Vollmer 3; Otto, Erg.Bd. III/2; J. E. Koula, Nová česká architektura (Neue tschech. Architektur), 1940, passim.
(Kudělka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 246
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