Kremlička, Rudolf (1886-1932), Maler und Graphiker

Kremlička Rudolf, Maler und Graphiker. * Kolin (Kolín, Böhmen), 19. 6. 1886; † Prag, 3. 6. 1932. Stud. 1907–12 an der Prager Akad. der bildenden Künste bei H. Schwaiger. Die Anfangsperiode wurde besonders von Genrebildern, die im Stil von seinem Lehrer und vom Stud. der alten Meister in Amsterdam (1911), in Paris (1910, 1911) und in der Leningrader Eremitage (1913) beeinflußt sind, gekennzeichnet. Während des Ersten Weltkrieges malte K. neben ausklingenden Themen des Genre-Realismus Landschaften, in deren Lichtatmosphäre man den Einfluß von Corot spürt. Vor allem wandte er aber seine Aufmerksamkeit dem Sujet der Frau zu, das in einer farblich sparsamen, an Valeurs aber reichen und sehr feinen Weise ausgedrückt wird. Ab ca. 1919 zeigen seine figuralen Bilder, in denen eine starke soziale Note vorherrschend ist (das Motiv der Wasch- und Aufräumefrauen), neoklassizist. Stilisierung. Diese Themen und die Ausdrucksform wurden vor der Hälfte der zwanziger Jahre gegen das sensualist. erfaßte Motiv der Frau, die sich mit ihrer Toilette beschäftigt, ausgetauscht. Durch eine auserlesene Farbskala und deren Lichtqualitäten wurden diese Werke poetisiert. In der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre synthetisierte K. die Formen, die Valeurs werden durch eine reiche, kultivierte Skala reiner Farbtöne ersetzt. Der Höhepunkt dieser Periode am Ende der zwanziger Jahre war seine Landschaftsmalerei, die mit einer Reise nach Frankreich (1930) und einem zweimaligen Aufenthalt in Italien (1926–28) im Zusammenhang steht. In ihrer souveränen Ausdrucksweise erinnern die Werke an die Franzosen, vor allem an Marquet. Das Sinneserlebnis wird mit Hilfe hochwertiger Ausdrucksmittel des modernen Realismus interpretiert.

W.: Ein trüber Tag, 1910; Netzmacher, 1911; Mädchenporträt, 1915; Mädchen in weißem Leibchen, 1915; Ruhende Tänzerin, 1916; Schuster, 1917; Netzmacherin, 1917; Liegende Tänzerin, 1918; Bach im Walde, 1918; Fluß im Walde, 1918; Nana, 1918; Aufräumefrauen, 1919; Waschfrau, 1923; Eine sich kämmende Frau, 1923; Hütte im Walde, 1924; Dorfweg, 1925; Eine sich abtrocknende Frau, 1925; Zwei Frauen im Bade, 1926; Weg nach Fiesole, 1927; Der Hafen Duino bei Triest, 1927; Felsen und Meer, 1930; Ruhende Barken, 1931.
L.: Musaion 2, 1921, S. 59, 6, 1925, S. 5; Život 11, 1931–32, S. 13; Výtvarné umění 15, 1965, S. 280; V. Nezval, R. K., 1955; L. Novák, R. K., 1964; R. Kremlička, Malířské konfese (Malerbekenntnisse), 1959; Toman; Masaryk 4; Otto, Erg. Bd. III/2; V. M. Nebeský, L’art moderne tchécoslovaque, 1937, S. 91; Ausstellungskatalog Moderní české malířství II, léta dvacátá (Brünn) Dům umění. V, 1959; Thieme–Becker; Vollmer.
(Kratinová)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 255
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