Kreutner, Simon (1846-1912), Geigenbauer

Kreutner Simon, Geigenbauer. * Hart b. Fügen (Tirol), 26. 10. 1846; † ebenda, 27. 2. 1912. Bauernsohn; besuchte die Volksschule in seinem Heimatort und arbeitete auf dem Hof seines Vaters. Daneben beschäftigte er sich als Tischler und Bastler und errichtete z. B. nach eigenen Plänen eine Lodenspinnerei. Seit seinem 17. Lebensjahr reparierte er Streich- und Zupfinstrumente, deren Maße und Material er eingehend stud. Ohne Anleitung durch einen Lehrer baute er Zithern, Gitarren und Bauernharfen; seit 1872 befaßte er sich vorwiegend mit der Herstellung von Violen. Zunächst arbeitete er nach dem Vorbild Jakob Stainers, ging aber bald zu einem flacheren Modell über, das den Einfluß der Cremoneser Schule erkennen läßt. Seine Instrumente, darunter auch einige Violinen, sind mit Geschick und in allen Einzelteilen mit großer Sorgfalt ausgeführt; obwohl ihre Form etwas füllig-plump wirkt, besitzen sie gute klangliche Eigenschaften und sprechen leicht an. Diese Vorzüge verdanken sie insbesondere den Kenntnissen und Erfahrungen, die sich K. in der Wahl des Holzes erworben hatte; er verarbeitete Fichte mit engen Jahresringen (die er von der oberen Waldgrenze holte) und alten Bergahorn. Für seine Instrumente fand er auch außerhalb Tirols Abnehmer, z. B. in Wien, München, Augsburg, Kopenhagen und selbst in Amerika.

L.: Z. des Ferdinandeums für Tirol und Vorarlberg, III. F., H. 55, 1911, S. 59 f.: W. L. v. Lütgendorff, Die Geigen- und Lautenmacher vom Mittelalter bis zur Gegenwart II, 1922, S. 273.
(Senn)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 18, 1968), S. 266
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