Kukuljević Sakcinski, Ivan (1816-1889), Historiker, Schriftsteller und Politiker

Kukuljević Sakcinski Ivan, Historiker, Schriftsteller und Politiker. * Warasdin (Varaždin, Kroatien), 29. 5. 1816; † Schloß Puhakovec bei Sv. Križ (Kroatien), 1. 8. 1889. Stammte aus einer adeligen dalmatin. Familie. Sein Vater Antun K. (10. 5. 1776–28. 8. 1851) war Vizegespan, Mitgl. der ung. Deputierten-Kammer, kgl. Rat und oberster Studienaufseher in Kroatien (seit 1837). Stud. bis 1833 Phil., war 1833–42 in der k. Armee (Krems, Wien, Mailand), widmete sich dann literar. und wiss. Arbeiten sowie der Politik. Schon sehr früh schloß er sich der kroat. Nationalbewegung an. 1842–45 war er im Dienste des Agramer Kom., dann (bis 1848) Bezirksrichter des Warasdiner Kom. Im kroat. Landtag hielt er 1843 als erster eine polit. Rede in kroat. Sprache. Nach seiner berühmten Rede 1847, beschloß der Landtag die Einführung der kroat. Sprache anstatt der latein. als Amtssprache. 1848 übernahm K. gem. mit A. Vraniczany und Lj. Gaj (s. d.) die Führung der kroat. Nationalbewegung, wurde Mitgl. des Banalrates (als Präs. der Unterrichts- und Kultusabt.) und Landesarchivar. In diplomat. Mission besuchte er den orthodoxen Patriarchen J. Rajačić in Karlowitz und den serb. Fürsten A. Karadjordjević in Belgrad. In Mailand versuchte er bei FM Radetzky Hilfe für den Krieg gegen die ung. Regierung zu bekommen. Ab 1850 gab er die polit. Betätigung auf und behielt nur das Amt des Archivars. Während des Absolutismus widmete er sich ausschließlich der wiss. Arbeit. Auf vielen Reisen (Kroatien, Italien, Österr. etc.) sammelte er Materialien zur Geschichte der Südslawen und alte Handschriften, stud. alte Bau- und epigraph. Denkmäler, zeichnete Volkslieder auf. 1850 gründete er den „Verein für südslawische Geschichte“ und dessen Organ „Arkiv za pověstnicu jugoslavensku“ (Archiv für südslaw. Geschichte, 1851–75), in dem er viele seiner hist. Aufsätze veröff. Seit 1855 war K. auch Konservator (der erste in Kroatien und Slawonien) der Kunstdenkmäler. 1861–67 wieder polit. tätig, war er Großgespan des Agramer Kom. und außerdem seit 1865 Stellvertreter des Banus. 1863 gründete er die „Selbständige Volkspartei“ und deren Organ „Domobran“ (1864). Nach 1867 zog sich K. endgültig von der Politik zurück; 1874–89 war er Präs. der „Matica Hrvatska“. Vielfach geehrt und ausgezeichnet war K. Mitgl. zahlreicher gelehrter ausländ. Akad. und Ver. (St. Petersburg, Moskau, Rom, Budapest, Wien, Krakau, Prag, Laibach usw.), seit 1886 Ehrenmitgl. der Jugoslaw. Akad. der Wiss. Als Politiker kämpfte K. stets für die Selbständigkeit Kroatiens, welche auch das Endziel seiner literar. und wiss. Tätigkeit war. Seine literar. Werke, romant. in der Auffassung, haben mehr nationalpolit. als künstler. Wert. Sein Drama „Juran i Sofia ili Turci kod Siska“ (J. und S. oder Die Türken bei Sissek), erste Aufführung in Sissek 1839, dann in Agram 1840, war das erste Drama der kroat. Wiedergeburt-Bewegung. Viel bedeutender war seine wiss. Tätigkeit. Viele seiner auch heute noch wertvollen Werke waren grundlegend für die Entwicklung der neueren kroat. Kunstgeschichte und Geschichtsschreibung.

W.: Različita děla (Verschiedene Werke), (Erzählungen, Dramen, Gedichte), 4 Bde., 1842–47; Narodne pěsme puka hèrvatskoga (Kroat. Volksdichtung), 1846; Slovnik umjetnikah jugoslavenskih (Lex. der südslaw. Künstler), 4 Bde., 1858–60; Bibliografia hrvatska, I: Tiskane knjige (Kroat. Bibliographie, I: Gedruckte Bücher), 1860, Anhang 1863; Iura regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae, 3 Bde., 1861–62; Acta Croatica, 1863; Književnici u Hrvatah s ove strane Velebita živivši u prvoj polovini XVII vieka (Kroat. Schriftsteller diesseits des Velebit-Gebirges, die in der ersten Hälfte des 17. Jh. lebten), 1869; Marko Marulić i njegovo doba (M. M. und sein Zeitalter), 1869; Die legitimen und hist. Rechte Croatiens und der Ausgleich mit Ungarn, 1871; Codex diplomaticus regni Croatiae, Dalmatiae et Slavoniae, Bd. 1, 1874; Povijesne pjesme (Hist. Gedichte), 1874; Borba Hrvata u tridesetoljetnom ratu (Der Kampf der Kroaten im Dreißigjährigen Kriege), 1875; Pavao Skalić, 1875; Hrvati za nasljednoga rata (Die Kroaten während des Erbfolgekrieges), 1877; Jure Glović, 1878; Prvovjenčani vladaoci Bugara, Hrvata i Srba i njihove krune (Die ersten gekrönten Herrscher der Bulgaren, Kroaten und Serben und ihre Kronen), 1881; Glasoviti Hrvati prošlih vjekovah (Berühmte Kroaten vergangener Jhh.), 1886; Priorat vranski sa vitezovi templari i hospitalci sv. Ivana u Hrvatskoj (Das Priorat von Vrana mit den Templern und Hospitalbrüdern des hl. Johannes in Kroatien), 1886; Nadpisi sredovječni i novovječni . . . u Hrvatskoj i Slavoniji (Mittelalterliche und neuzeitliche Inschriften . . . in Kroatien und Slawonien), 1891; etc. Manuskripte: Monumenta Serbica; etc.
L.: Agramer Tagbl., 1889, n. 176 f; Narodne novine, 1889, n. 175; Hrvatska, 1916, n. 1392; Slav. Bll., Bd. S, 1866; Rad JAZU, Bd. 110, 1892; Arhivist, 1952, 1955; Zbornik zaštite spomenika kulture, 1954/55; Historijski pregled, 1959; Dj. Deželić, I. K. S., 1861; B. Kukuljević, Mladost I. K.-S. (Die Jugend I. K.-S.), 1907; Grlović, Album 2; Znam. Hrv.; Enc. lik. umj. 3; Nar. Enc. 2; Enc. Jug. 5; Wurzbach.
(Šeper)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 19, 1968), S. 339f.
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