Ladstätter, Peter d. Ä. (1816-1885), Hutfabrikant

Ladstätter Peter sen., Hutfabrikant. * St. Veit i. Defereggen (Osttirol), 26. 1. 1816; † Domschale (Domžale, Oberkrain), 5. 3. 1885. 1841 Heirat mit Anna Oberwalder (* St. Veit i. Defereggen, 21. 9. 1817). Die L. vom Hof „Hinterlippen“ in St. Veit-Raut und die Oberwalder vom Hof „Lenzen“ in St. Veit-Bruggen bildeten jahrzehntelang eine erfolgreiche Hausiererkompanie, deren Mitgl. zuerst in Bayern mit Nördlinger Teppichen, seit ca. 1820 aber in verschiedenen Ländern Europas mit Krainer Strohhüten und „Venezianerhüten“ handelten. 1858 ging aus dieser Vereinigung von Wanderhändlern, der auch L. angehörte, die Wr. Fa. „Oberwalder & Ladstätter“ hervor. Sie wurde von Jakob O. sen., Peter L. sen., dessen Bruder Jakob L. (* 24. 11. 1803) und Matthias Veider gegründet. Aus bescheidenen Anfängen (Taborstraße) entstand in den 1860er Jahren unter Mitwirkung des Deferegger Verwandtenkreises ein bedeutender Verkaufs- und Erzeugungsbetrieb mit je einer Niederlage bzw. Zweigfa. in Wels, Linz, Graz, Lemberg (Fa. Josef Tegischer) und Prag (Fa. M. Veider) sowie einer Strohhutflechterei in Marostica (Venetien). Den Schwierigkeiten, die sich 1866 aus der Abtretung Venetiens ergaben (hohe Verzollung der von dort importierten Hüte), begegnete die Ges. 1867 durch Errichtung einer Fabrik in Domschale. L.s ältester Sohn Chrysanth (* St. Veit, 19. 3. 1842; † Lienz, 1. 3. 1934), der in Marostica die italien. Strohhuterzeugung gründlich kennengelernt hatte, erwarb sich als Schöpfer und Leiter der neuen Fabrik große Verdienste; 1867 brachte er aus Florenz die erste Hebel-Hutpresse, später aus Deutschland auch die erste hydraul. Hutpresse ins Habsburgerreich. 1870 wurde die bisherige Ges. aufgelöst und durch zwei getrennte Firmen ersetzt, von denen die im Zusammenhang mit L. interessierende „P. Ladstätter & Söhne“ hieß und im Besitz der Stammfabrik in Domschale verblieb (dortselbst 1874 Einführung der Strohhut-Nähmaschine, ca. 1878 Umstellung auf Dampfbetrieb). Die Fabrikation wurde nun auf alle Strohhutarten und später auch auf Filzhüte ausgedehnt. Söhne oder andere nahe Verwandte L.s leiteten folgende Niederlassungen oder Zweigfirmen: Wien I, Hoher Markt 11 (Peter L. d. J., * 1848), Budapest (Jakob L.), Graz (Johann L., vermutlich Neffe des Peter L. sen.), Linz, Wels (Thomas L.), Prag (Fa. M. Veider), Lemberg (Fa. J. Tegischer) und Marostica (Fa. Georg Tegischer); nach der Jahrhundertwende gab es auch in Paris (noch um 1930) und New York je eine Filiale. An Fabriksgründungen sind ferner zu nennen: 1875 Florenz (Silvester L.), 1878 Mannsburg b. Domschale, 1887 Bukarest (Chrysanth L.), 1892/93 Lieben b. Prag. 1891 bezog das Prager Zweiggeschäft (damalige Leitung: Josef Veider und Johann L., Sohn des Peter L. sen.) ein eigenes Warenhaus-Gebäude. 1899 wurde eine in Wien-Mariahilf erworbene Realität als Geschäftslokal und Fabrik eingerichtet („Defereggerhaus“). Fleiß und Tüchtigkeit hatten ein europ. Fabriks- und Verkaufsunternehmen geschaffen, dessen Absatzgebiet um 1900 von Deutschland bis Rußland und von Skandinavien bis zum Orient reichte. Um 1931 wurde die Wr. Niederlage (Mariahilfer Straße) liquidiert; schwere, mit 15 Mill. Goldkronen bezifferte Verluste sollen dabei die entscheidende Rolle gespielt haben. Mit der 1870 von Peter L. sen. gegründeten Firma ist jedenfalls keine der heute in Wien bestehenden L.-Firmen identisch.

L.: Tiroler Tagbl. vom 10. 11. 1891; Lienzer Ztg. vom 2. und 9. 9. 1893, Beilage; Neues Wr. Journal vom 26. 9. 1930; Osttiroler Heimatbll., Jg. 4, 1927, S. 4 ff.; R. Granichstaedten-Czerva, Tiroler in Wien, 1932, S. 12 f.; G. Stemberger, Die Geschichte des Defereggentales und der Handel seiner Bewohner, phil. Diss. Wien, 1950; Großind. Österr., Bd. 4, S. 453. ff.; Mitt. Hans (Innsbruck), Heinz (Florenz) und Otto (Wien) Ladstätter.
(Zwanowetz)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 20, 1969), S. 398f.
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