Laichter, Jan (1858-1946), Verleger und Schriftsteller

Laichter Jan, Verleger und Schriftsteller. * Dobruška (Böhmen), 28. 12. 1858; † Prag, 31. 10. 1946. Sohn eines Bäckers und Bürgermeisters, Bruder des Folgenden; gelernter Buchhändler, eignete sich eine umfassende sprachliche und literar. Bildung an und trat 1882 in den damals größten tschech. Verlag von J. Otto ein, wo er Masaryk kennenlernte, dessen Universitätsvorlesungen er besuchte. 1893 gründete er „Naše doba“ (Unsere Zeit, 1893–1948), eine „Revue für Wissenschaft, Kunst und sozialen Leben“, die während der ersten 10 Jahre von Masaryk redigiert wurde, und machte sie zum Forum der tschech. Realistengruppe. Als er 1896 einen eigenen Verlag gründete, verwirklichte er dort die wiss. Bestrebungen Masaryks und der Vertreter des tschech. wiss. Positivismus. Dadurch hatte sein Verlag einen bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung von Kultur und Wiss. in Böhmen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jhs. Er gab einige Verlagsreihen von mitunter enzyklopäd. Charakter heraus, deren Redaktion er prominenten Wissenschaftern anvertraute: Výbor nejlepších spisů poučných (Auswahl der besten belehrenden Schriften), ab 1896, wo er außer Übers. (vor allem wiss. Werke aus dem Westen) tschech. Monographien und synthet. Werke im Original erscheinen ließ; Literatura česká 19. stol. (Die tschech. Literatur des 19. Jhs.), 1902–17, red. von J. Vlček und J. Jakubec; Česká politika (Die tschech. Politik), 1903–13, red. von Zd. Tobolka; České dějiny (Geschichte Böhmens), 1912–48, red. von V. Novotný. Die Smlg. Otázky a názory (Probleme und Ansichten), 1901–36, sollte die Leser mit der angelsächs. Gedankenwelt bekannt machen. Belletristik erschien in den Smlgn. Čeští spisovatelé 19. stol. (Die tschech. Schriftsteller des 19. Jhs.), wo die ges. Werke von B. Němcová, K. Havlíček, V. Hálek, K. H. Mácha u. a. herauskamen, und Sbírka krásného písemnictví (Smlg. schöner Literatur), vor allem antike und engl. Literatur; die Jugendliteratur war durch Žeň z literatur (Literaturlese), und Pěkné knihy pro mládež (Hübsche Jugendbücher) vertreten. Immer waren die Verlagspläne L.s, der Bildung auf hohem Niveau propagierte, Reaktionen auf Bedürfnisse der Zeit: so die Serien Úkoly dneška (Aufgaben von Heute), Dějiny národů (Geschichte der Nationen), Hlasy dějin (Stimmen der Geschichte), u. a. 1928–31 Obmann des „Tschechoslowakischen Buchhändler- und Verlegerverbandes“, 1945 Dr.h.c. der Karlsuniv. Prag.

W.: Budoucnost (Zukunft), autobiograph. Roman, 1913; etc.
L.: J. L. Život a dilo (J. L. Leben und Werk), mit Verlagsbibliographie, 1935; Universita Karlova českému nakladateli J. L. (Die Karlsuniv. dem tschech. Verleger J. L.), 1946; Masaryk 4; Otto, Erg.Bd. III/2.
(Havel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 4 (Lfg. 20, 1969), S. 404f.
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