Laube, Heinrich (1806-1884), Schriftsteller und Dramaturg

Laube Heinrich, Schriftsteller und Dramaturg. * Sprottau (Szprotawa, preuß. Schlesien), 18. 9. 1806; † Wien, 1. 8. 1884. Gatte der Folgenden; stud. ab 1826 in Halle a. d. S., 1828 an der Univ. Breslau evang. Theol., hörte aber auch hist., philolog. und pädagog. Vorlesungen, ab 1829 war L. Mitarbeiter mehrerer Ztg. und Z.; 1830/31 Privatlehrer auf Gutshöfen, hatte L. die Möglichkeit zu eigenen literar., hist. und polit. Stud. Ab 1832 war er Mitarbeiter des Brockhaus-Verlages und Theaterkritiker des „Leipziger Tagblattes“, 1833 übernahm er die Red. der „Zeitung für die elegante Welt“. 1833 Dr.phil. der Univ. Jena. 1834 wegen früherer burschenschaftlicher Aktionen für 9 Monate im Berliner Staatsgefängnis, 1837 neuerlich in Festungshaft, konnte er diese jedoch mit seiner Frau Iduna (s. d.) auf dem Schloß der Fürstin Pückler-Muskau verbringen. 1838/39 begab sich L. auf Reisen nach Frankreich und Algerien. 1842–44 redigierte er in Leipzig wieder die „Zeitung für die elegante Welt“ und arbeitete außerdem schriftsteller. vor allem als Bühnendichter. 1848/49 Mitgl. der Dt. Nationalversmlg., 1850 erfolgte seine Berufung zum künstler. Leiter des Wr. Hofburgtheaters, dessen Dir. er bis 1867 blieb. Als man seinen Wirkungskreis beschränken wollte, ersuchte L. um seine Entlassung. 1869 Dir. des Leipziger Stadttheaters, 1870–80 wieder in Wien Leiter des neugegründeten Stadttheaters. In seinen letzten Lebensjahren war L. hauptsächlich als Schriftsteller tätig. Den liberalen Ideen des „Jungen Deutschland“ zugehörig und scharf ablehnender Kritiker jeder reaktionären Haltung und Bevormundung des geistigen, religiösen und polit. Lebens, hatte L. in Wien seine Neugestaltung des Theaters bewußt mit einem künstler. Konservativismus verbunden. Er gilt als einer der größten Bildner innerhalb der dt. Schauspielkunst, der Wiens Burgtheater zur Hochblüte brachte. Sein Spielplan umfaßte alle bühnenwirksamen Stücke von Shakespeare bis zum literar. Schaffen seiner Zeit. Als Hrsg. hatte sich L. um die Gesamtausgabe der Werke Grillparzers, als Biograph durch dessen verständnisvolle Darstellung verdient gemacht. L.s eigene Bühnendichtungen waren zum Großteil erfolgreich. Seine erzählende Prosa wirkt noch heute mitreißend lebendig. Da sein gesamtes schriftsteller. Werk den Zug des Impulsiven trägt, waren nicht alle Begriffssetzungen auf Dauer haltbar. Doch L. war ebenso im schriftsteller. wie im dramaturg. Bereich ein genialer Denker und Gestalter.

W.: Ges. Schriften, 16 Bde., 1845–73; Ges. Werke, hrsg. von H. H. Houben, 50 Bde., 1908–10; Reisenovellen, 6 Bde., 1834–37, 2. Aufl. 1846/47. Theaterkritiken und dramat. Aufsätze, hrsg. von A. Weilen, 1906; Der Theatercaesar (Auswahl), eingeleitet und ausgewählt von R. Holzer, in: Stiasny-Bücherei, Bd. 18, 1958.
L.: H. L., Selbstbiographie: Reise durch das Biedermeier, hrsg. von F. H. Körber, 1965; N. Fr. Pr. vom 2. und 10. 8. 1884, 22. 3., 1. und 8. 4., 11. und 18. 10. 1900, 14. und 21. 4., 11. und 18. 8. 1901, 1. 8. 1904, 11. 2., 16., 18., 19. und 23. 9. 1906, 3. 11. 1907, 20. 9. 1908, 1. 8. 1909, 3. 4. 1910 und 22. 1. 1911; Wr. Ztg. vom 17. 4. 1949; Die Presse vom 16. 9. 1956; Heimgarten, Jg. 1, 1877, Jg. 9, 1885; Österr. Rundschau, Bd. 8, 1906, S. 291 ff., 333 ff., Bd. 11, 1907, S. 308 ff., Bd. 28, 1911, S. 207 ff.; Velhagen & Klasings Monatshe., 1909/10, Bd. 2, S. 50 ff.; Euphorion, Erg.H. 9, 1911; Jb. der Grillparzer-Ges., Jg. 32, 1933, S. 119 ff.; Maske und Kothurn, Jg. 2, H. 3/4, 1956; H. Houben, H. L. Leben und Schriften, 1906; W. Lange, H. L.s Aufstieg. Ein dt. Künstlerleben, 1923; G. Altmann, H. L.s Prinzip der Theaterleitung, 1908; H. G. Marek, H. L. auf den Wr. Bühnen, phil. Diss. Wien, 1932; J. Gross, H. L. und der dt. Krieg, phil. Diss. Wien, 1935; M. Rebrec, H. L. und die Romantik, phil. Diss. Wien, 1936; J. Divis, F. Grillparzer und H. L., phil. Diss. Wien, 1946; L. Sträter, Burgtheaterdir. H. L. und sein Publikum, phil. Diss. Wien, 1960; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Kosch; Kosch, Theaterlex.; J. Nadler, Literaturgeschichte der dt. Stämme und Landschaften, Bd. 3/4, 1932, s. Reg.; ders, Literaturgeschichte Österr., 1951; Nagl–Zeidler–Castle 2, 3, 4, s. Reg.; A, Schmidt, Dichtung und Dichter Österr. im 19. und 20. Jh., Bd. 1, 1964; Schles. Lebensbilder, hrsg. von F. Andreae u. a., Bd. 2, 1926, S. 246 ff.; Wurzbach; ADB 51; F. Horch, Das Burgtheater unter H. L. und A. Willbrandt, 1925; K. Lothar, Das Wr. Burgtheater, 1934.
(Hanus)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 45f.
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