Lehmann, Lilli; verehel. Kalisch (1848-1929), Sängerin

Lehmann Lilli, Sängerin. * Würzburg (Unterfranken), 24. 11. 1848; † Berlin, 16. 5. 1929. Aus musikal. Familie stammend — beide Eltern waren Sänger, die Mutter außerdem Harfenistin — wuchs sie im Milieu des Prager Landestheaters auf, an welchem sie siebzehnjährig als Erster Knabe in Mozarts „Zauberflöte“ debut. Sie erhielt dann Engagements in Danzig (1868), Leipzig (1869) und Berlin (1870). Von hier aus unternahm sie zahlreiche Gastspiele, von denen vor allem die in Bayreuth von größter Bedeutung waren. 1886 ging sie unter Bruch ihres Berliner Kontrakts in die USA und kehrte bis 1893 noch weitere 17 Male dorthin zurück. In New York heiratete sie den Sänger P. Kalisch (1888). Sie blieb nach 1893 in Europa und sang vor allem wieder in Berlin. L. galt als hervorragende Interpretin R. Wagners, dessen persönlicher Förderung sie sich erfreuen konnte, und Mozarts, zu dem sie Wagner hingeführt hatte und für dessen Andenken sie besonders in Salzburg in nicht hoch genug einzuschätzender Weise wirkte. Sie war die aktivste Förderin der Internationalen Stiftung Mozarteum, sang und inszenierte in den Salzburger Mozart-Aufführungen, hielt ab 1916 am Mozarteum Meisterkurse für Stilgesang ab und ermöglichte durch Spenden und Smlgn. den Erwerb des Geburtshauses Mozarts und den Bau des Mozarthauses. Für ihre Tätigkeit erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen. Auch ihre Schwester Marie L. (1851–1931) war eine bekannte Opernsängerin.

Hauptrollen: Pamina; Donna Anna; Aida; Fidelio; Isolde; Brünnhilde; etc. Publ.: Meine Gesangskunst, 1902, engl. 1903, französ. 1910; Stud. zu Fidelio, 1904; Stud. zu Tristan und Isolde, 1904; Mein Weg, 1913, 2. Aufl. 1920; R. Wagner und C. Löwe, in: Der Schatzgräber, H. 8, 1927; etc.
L.: N. Fr. Pr. vom 12. 11. 1905, 24. 11. 1908, 24. 11. 1928 und vom 17. 5. 1929; Salzburger Ztg. vom 16. 5. 1947; Salzburger Volksztg. vom 20., Salzburger Nachrichten vom 23. und Demokrat. Volksbl. vom 24. 11. 1948; Jahresberr. der Internationalen Stiftung Mozarteum und der Internationalen Mozart-Gemeinde Salzburg, 1901–28; L. Andro, L. L., 1908; J. H. Wagenmann, L. L.s Geheimnis der Stimmbänder, 2. Aufl. 1926; Die Musik in Geschichte und Gegenwart; Riemann; C. Schneider, Geschichte der Musik in Salzburg, 1935; E. Valentin, Mozarteums-Büchlein, 1941; Sammelakt mit Originalen und Briefen, Mozart-Archiv und Archiv des Mozart-Mus. Salzburg.
(Antonicek–Hummel)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 95
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