Lehmann, Moritz (1819-1877), Dekorationsmaler und Theaterdirektor

Lehmann Moritz, Dekorationsmaler und Theaterdirektor. * Dresden, 1819; † Budapest, 9. 9. 1877. Sohn eines Baumeisters; fand nach dem Besuch der Malerschule in Dresden in den Werkstätten des dortigen Hoftheaters als Dekorationsmaler seine erste Anstellung. Nach einem Engagement in Breslau holte Carl (s. Bernbrunn) ihn 1843 nach Wien, wo er zuerst für das Leopoldstädter Theater und später auch für das Theater an der Wien Dekorationen schuf. 1850 wurde der äußerst vielseitige und tüchtige Künstler zum k. k. Hoftheatermaler ernannt, eine Stellung, die er bis 1862 innehatte. Er stattete während dieser Zeit vor allem Laubes (s. d.) Inszenierungen am Hofburgtheater aus. 1862 pachtete er das Carl-Theater, verlor dabei aber innerhalb weniger Monate sein gesamtes Vermögen und mußte wegen seiner großen Schulden aus Wien flüchten. Er führte nun ein abenteuerliches und unstetes Wanderleben, arbeitete für das Rigaer Theater, das Wallner-Theater in Berlin, dekorierte Anfang 1865 das neu renovierte Theater in Bad Ischl und schuf Dekorationen für Pest und Leipzig. L. war einer der meistbeschäftigsten und angesehensten Dekorationsmaler seiner Zeit, der außerordentliches Arbeitstempo mit seltener Erfindungsgabe, einer genauen Kenntnis der Perspektive und Beherrschung aller auf der damaligen Bühne möglichen Effekte verband.

L.: Bohemia vom 15. 10. 1863; Bénézit; Thieme–Becker; Rigaer Theater- und Tonkünstlertex., 1890; Katalog der Porträt-Smlg.; Kosch, Theaterlex.; Wurzbach; H. Mansfeld, Theaterleute in den Akten der k. k. Obersten Hoftheaterverwaltung von 1792–1867, in: Jb. der Ges. für Wr. Theaterforschung, Bd. 13, 1961, S. 98; F. Kaiser, Unter 15 Theaterdir., 1870; H. Kindermann, Theatergeschichte Europas, Bd. 7, 1965.
(Futter)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 21, 1970), S. 95f.
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