Lentner, Josef Friedrich (1814-1852), Maler und Schriftsteller

Lentner Josef Friedrich, Maler und Schriftsteller. * München, 18. 12. 1814; † Meran (Südtirol), 23. 4. 1852. War zunächst der Familientradition entsprechend in München, dann in Innsbruck im Buchhandel tätig. Nach kurzen Unterbrechungen (Wien, Prag 1842) entfaltete er in München eine rege literar. und bildner. Tätigkeit. In Meran, das ihm bald eine zweite Heimat wurde, fand er in dem Bozner Dichter J. Streiter, dem damaligen Vermittler von tirol. und allg. dt. Literatur, einen Gleichgesinnten. Ab 1846 weilte er im Sommer meist in Bayern, wo er im Auftrage des Kronprinzen Maximilian eine Fülle kulturgeschichtlichen Materials sammelte und damit den Grundstock zu der später von W. Riehl und F. Dahn hrsg. „Bavaria“ legte; hierin, weniger in den zahlreichen Dichtungen, liegt L.s Bedeutung. In Meran war er als Organisator am Kulturleben der Stadt maßgebend beteiligt. Das „Novellenbuch“ und – schon früher – die „Geschichten aus den Tiroler Bergen“ (noch vor B. Auerbachs „Dorfgeschichten“ geschrieben) zeigen in lebenswahrer Darstellung bäuerliche Konflikte auf. L.s Bestrebungen trafen sich mit denen seines Landsmannes L. Steub und der Z. „Phönix“, die das Heim.-Landschaftliche und Volkskundliche schon früh betont hatte.

W.: Fresken: Peiting b. Schongau, Bayern; Burg Lebenberg b. Meran. Illustrationen zu eigenen Werken; etc. Publ.: Klaus und Moidl (Schauspiel), 1841; Smlg. dt. Sprichwörter, 1841; Studententrinklieder, 1841; Das Tyroler Bauernspiel, 2 Bde., 1841; Diebsgelüste (Novelle), in: Lewald’s Europa, 1842; Die Chronik von Frauenchiemsee (Gedichte), 1842; Ritter und Bauer (Roman), 3 Bde., 1844; Geschichten aus den Tiroler Bergen, in: Stuttgarter Morgenbl., 1843–44; Novellenbuch, 3 Bde., 1848; Einer wie alle (Erzählung), 1848; Der Juch-Schroa (Charakterbild), Musik von J. Lachner, 1849, Neuaufl. in: Bibl. wertvoller Novellen 15, 1913; Album von Nord- und Südtirol, gem. mit L. Steub, 1850; Geschichten aus den Bergen, 1851, 4. Aufl.: Geschichten aus Tirol und Oberbayern, hrsg. von P. K. Rosegger, 1881; Der Plattebner und seine Kinder, in: J. F. L., Novellen, hrsg. von L. Steub, Bd. 1, 1855; Der Schmied vom Achensee (Schauspiel), aufgeführt, 1855; Chronica von dem Geschlosse und den Vesten ze Lebenberg, durchgesehen von F. Defregger und I. V. Zingerle, hrsg. von F. Plant, 1879; Zwischen Lech und Inn, 1905; etc. Briefe an J. Streiter, in: Literaturbl., 1878; Aus L.s Briefen, in: Allg. Ztg., 1882, Beilage 28, 29.
L.: Innsbrucker Ztg., 1852, S. 379, 384; Bote für Tirol und Vorarlberg vom 29. 4. 1852; Bozner Wochenbl., 1852, n. 34; Dolomiten vom 22. 4. 1964; Tiroler Schützenztg., 1852, S. 143, 148; Phönix, 1852, S. 162; Edlingers Literaturbl. 2, 1878, S. 545; Der Sammler 2, 1907/08, S. 81 ff.; Die Heimat (Meran), 1914/15, S. 281 f.; Bayerland, Jg. 26, 1914/15, S. 77 ff.; Oberbayer. Archiv für vaterländ. Geschichte, Bd. 67, 1930, S. 21 ff.; A. Dörrer, Wie einst im Mai: Erinnerungen an Gilm, Lanner, L. u. a., 1939; Brümmer; Giebisch–Gugitz; Giebisch–Pichler–Vancsa; Kosch; Bénézit 5; Thieme–Becker; Wurzbach; Kosch, Das kath. Deutschland; ADB; J. E. Wackernell, Beda Weber und die tirol. Literatur 1800–46, 1903, S. 222 ff.; S. Prem, Geschichte der neueren dt. Literatur in Tirol, Abt. 1, 1922, S. 132, 139; M. Enzinger, Die dt. Tiroler Literatur bis 1900, 1929, S. 87, 96; H. Matscher, Von der Kuh – zur Kurstadt. Anfänge des Fremdenwesens in Merano, in: B. Pokorny, Aus Merans Werdezeit 1870–1900, 1929, S. 43 ff.; L. Steub, Wanderungen im baier. Gebirge, 1862; ders., Sängerkrieg in Tirol, 1882, S. 14 f.; ders., Aus Tirol, 1880, S. 69; ders., Drei Sommer in Tirol, 4. Aufl., Bd. 2, 1899, S. 293 f.
(Mayr-Vigl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 22, 1970), S. 138
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