Liechtenstein, Franz (I.) Fürst von und zu (1853-1938), Regierender Fürst von und zu Liechtenstein

Liechtenstein Franz I. (regierender) Fürst von und zu. * Schloß Liechtenstein (N.Ö.), 28. 8. 1853; † Feldsberg (Valtice, Mähren), 25. 7. 1938. Sohn des Fürsten Aloys II. v. u. z. L. (s. d.), Bruder des Fürsten Johann II. v. u. z. L. (s. d.), Neffe des Vorigen und des Folgenden, Vetter der beiden Politiker Alfred Prinz v. u. z. L. (s. d.) und Aloys Prinz v. u. z. L. (s. d.); schlug vorerst die militär. Laufbahn ein (1893 Oblt.), trat jedoch dann in den diplomat. Dienst und wirkte 1894–98 als Botschafter in St. Petersburg. Aus dieser Tätigkeit erwuchs der Gedanke an die Notwendigkeit der Vertiefung der wiss. Beziehungen zwischen Österr. und Rußland. L.s Einfluß ist die Schaffung der Lehrkanzel und des Seminars für osteurop. Geschichte an der Univ. Wien zuzuschreiben. 1903 wurde L. an die Spitze der neugegründeten Komm. und in den Vorstand der Ges. für neuere Geschichte Österr. in Wien berufen. Seiner Wirksamkeit verdanken Publ. wie die „Archivalien zur neueren Geschichte Österreichs“ und die „Neue Österreichische Biographie“ ihr Entstehen und ihre materielle Förderung. Als Präs. der Zentralkomm. für Kunst- und hist. Denkmale führte er eine Reorganisation der Institution durch, so daß 1911 die neugestaltete Zentralkomm. für Denkmalpflege konstituiert werden konnte. Durch seine vielseitigen hist. Interessen stand er an der Spitze mehrerer Fachvereinigungen und wurde 1914 Ehrenmitgl. der Akad. der Wiss. in Wien. L., ab 1917 erbliches Herrenhausmitgl., Träger zahlreicher in- und ausländ. Auszeichnungen, u. a. Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies, Bailli und Ehrengroßkreuz des souv. Malteser-Ritterordens, übertrug knapp vor seinem Ableben am 30. 3. 1938 die Regentschaft des Hauses, welche er ab 1929 innegehabt hatte, an seinen Neffen Franz Josef II.

L.: N. Fr. Pr. vom 3. 1. 1907; R. P. vom 27. 8. 1913; Jb. des Hist. Ver. für das Fürstentum L., Bd. 38, 1938; Almanach Wien, 1938; Gotha, Genealog. Taschenbuch der fürstlichen Häuser, 1942; Wer ist’s? 1908, 1935; H. Bohatta, Liechtenstein. Bibliographie, in: Jb. des Hist. Ver. für das Fürstentum L., Bd. 10, 1910, S. 70 f.
(Stekl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 204f.
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