Liechtenstein, Johann (II.) Fürst von und zu (1840-1929), Regierender Fürst von und zu Liechtenstein

Liechtenstein Johann II. (regierender) Fürst von und zu. * Eisgrub (Lednice, Mähren), 5. 10. 1840; † Feldsberg (Valtice, Mähren), 11. 2. 1929. Sohn des Fürsten Aloys II. v. u. z. L. (s. d.), Bruder des Fürsten Franz I. v. u. z. L. (s. d.), Neffe des Gen. Franz Prinz v. u. z. L. (s. d.) und des Vorigen, Vetter der beiden Politiker Alfred Prinz v. u. z. L. (s. d.) und Aloys Prinz v. u. z. L. (s. d.); seine sorgfältige Erziehung stand vorerst unter der Leitung des Anglisten J. Hopfner und wurde später von je einem Prof. der Univ. Bonn und Wien weitergeführt. Stud. in Bonn und Karlsruhe folgten in den ersten Jahren nach dem Regierungsantritt (1858) Auslandreisen in Begleitung von K. Frh. v. Vogelsang, wobei L.s Streben auf eine möglichst exakte Ausbildung in den verschiedensten Wissensgebieten gerichtet war. Er galt als anerkannter Fachmann und Mäzen auf künstler. Gebiet: unter seiner Leitung wurden die Neuordnung der liechtenstein. Gemäldegalerie durchgeführt und zahlreiche Erwerbungen von hervorragenden Schöpfungen der Malerei, Plastik und Kleinkunst getätigt. Umfangreiche Bilderschenkungen gingen vornehmlich an die Galerie der Wr. Akad. der bildenden Künste, das Mus. der Stadt Wien u. a. m. 1883 wurde die Hauslabsche (s. d.) Kuriositätensmlg. erworben und so vor einer Zersplitterung bewahrt. Im Zuge der Unterstützung wiss. Forschung widmete L. namhafte Beträge dem Pharmakolog. Inst. der Univ. (750.000 Kr.) und der Akad. der Wiss. in Wien (70.000 fl). Er zeichnete als Auftraggeber für die Abfassung der dreibändigen Geschichte des Hauses Liechtenstein durch J. v. Falke (1868–83) und förderte darüber hinaus die Veröff. wertvoller wiss. Publ. Die dafür notwendigen finanziellen Mittel kamen aus den ausgedehnten Besitzungen des Fürstenhauses, welche sich unter der Regierung L.s einer straffen Verwaltung und modernen rationellen Bewirtschaftung erfreuen konnten. Erhöhtes Augenmerk schenkte er auch der ästhet. Ausgestaltung seiner Güter. Er gab den Auftrag zur Restaurierung der Schlösser Sternberg, Vaduz und der Burg Liechtenstein bei Mödling, zu Umbauten im Palais in Wien IX., Alserbachstr. 14–16 (1873–75 durch H. v. Ferstel, s. d.), sowie mehrerer Kirchen und Wirtschaftsgebäude. Auf dem Gebiet der Gartenkunst erwarb sich L. durch die Vereinigung der berühmten Anlagen von Feldsberg und Eisgrub unter Mitarbeit von W. Lauche (s. d.) große Verdienste. Daneben förderte er aber auch das wiss. Gartenbauwesen durch die Beihilfe zur Errichtung (1895) der höheren Obst- und Gartenbauschule in Eisgrub, der ältesten derartigen Anstalt in der Monarchie, durch die Anlage eines Pflanzenzüchtungsinst. sowie von Obstbaumschulen und Schulgärten. L.s umfassende humanitäre und caritative Fürsorge manifestierte sich nicht nur in den fortschrittlichen Sozialleistungen für sein eigenes Personal, sondern auch durch zahlreiche Bauten (Pfründnerhaus in Mistelbach, Spital der Barmherzigen Brüder und Frauenkrankenhaus in Feldsberg) sowie durch beträchtliche Subventionen zur Errichtung und Erhaltung von Wohlfahrtsanstalten und durch materielle Unterstützung vieler Einzelpersonen. In polit. Belangen übte L. als ausländ. Souverän strenge Neutralität, zeigte aber stets reges Interesse an nationalökonom. und sozialpolit. Fragen. 1889 Ehrenmitgl. der Akad. der Wiss. in Wien.

L.: Schloß von Vaduz (Beil. zum Liechtensteiner Volksbl.), 1881; N. Fr. Pr. vom 6. 10. 1915 und 14. 2. 1929; R. P. vom 6. 11. 1913, 1. 10. 1915 und 12. 2. 1929; Die Krone vom 15. 9. 1959; Österr. Rundschau, Bd. 17, 1908, S. 197 ff.; Kunstchronik, N. F., Jg. 20, 1909, S. 86 f.; Almanach Wien, 1929; Jb. des Hist. Ver. für das Fürstentum L., Bd. 29, 1929; Belvedere, Jg. 8, 1929, S. 118 f.; F. Krätzl, Zum 40jährigen Regierungsjubiläum seiner Durchlaucht des Fürsten J. v. u. z. L., 1899; E. Reichel, J. II. Fürst v. u. z. L., 1932; K. Höß, Fürst J. II. v. L. und die bildende Kunst, 1908; N. Österr. Biographie, Bd. 7, 1931; S. Hahn, Reichsraths-Almanach für die Session . . . (1867, 1873/74, 1879/80, 1885/86, 1891/92), 1867, 1873, 1879, 1885, 1891; Jb. der Wr. Ges., 1928; H. Heller, Mährens Männer der Gegenwart, Tl. 1, 1885; Otto, Erg.Bd. III/2; Großind. Österr., Erg.Bd., Tl. 2, S. 25 ff.; A. Prokop, Die Markgrafschaft Mähren in kunstgeschichtlicher Beziehung, 1904; H. Bohatta, Liechtenstein. Bibliographie, in: Jb. des Hist. Ver. für das Fürstentum L., Bd. 10, 1910, S. 94 ff.
(Stekl)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 205f.
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