Lindheim, Alfred von (1836-1913), Kaufmann

Lindheim Alfred von, Kaufmann. * Ullersdorf b. Glatz (Oldrzychowice Kłodzkie, preuß. Schlesien), 11. 10. 1836; † Wien, 25. 12. 1913. Sohn des Folgenden, Bruder des Industriellen und Eisenbahnfachmannes Wilhelm v. L. (s. d.); nach montanist. Stud. und ausgedehnten Reisen trat L. in die Verwaltung der väterlichen Eisenwerke in Böhmen ein. Nach Verschmelzung der L.schen Werke mit der Prager Eisenindustrie-Ges. wandte er sich nach nationalökonom. Stud. aktiv der Volkswirtschaftspolitik zu. 1868 erfolgte die Gründung der Wr. Handelsbank, deren leitender Dir. L. wurde. Daneben erwarb er sich bleibende Verdienste um die Begründung der ersten Wr. Lagerhäuser und des Lokaltelegraphen. Nach Vereinigung der Wr. Handelsbank mit der Unionsbank war L. durch Jahrzehnte hindurch im Dions.-Rat. 1876–78 fungierte er als Vizepräs., 1879–1909 als Präs. des Schiedsgerichtes der Warenbranche an der Wr. Börse, ab 1877 Mitgl. der niederösterr. Handels- und Gewerbekammer und Mitgl. der k. k. Permanenzkomm. für die Erhebung der Handelswerte, bald darauf Mitgl. des Staatseisenbahnrates, wo er viele Jahre das Referat über die Fahrordnungen innehatte. 1878 von der Wr. Handelskammer in den niederösterr. Landtag entsandt, wirkte er 35 Jahre vor allem auf dem Gebiete des Volksgesundheitswesens, insbesondere der Tuberkulosenfürsorge. L. war einer der eifrigsten Förderer des Projektes der Errichtung einer Hypothekenanstalt für N.Ö. und wirkte rastlos für die Verwirklichung seiner Idee (1889 Eröffnung der Landeshypothekenanstalt für Wien und N.Ö.). 1887 wurde er auch Kuratoriumsmitgl. des k. k. österr. Handels-Mus., für dessen Errichtung durch entsprechende Erweiterung des Oriental. Mus. er schon früher schriftsteller. eingetreten war. 1891–99 war L. Präs. des Kaufmänn. Ver. Vielfach geehrt und ausgezeichnet, erwarb er sich große Verdienste um die Weltausst. in Antwerpen 1894, Paris 1900 etc.

W.: Ber. über die Ausst. landwirtschaftlicher und industrieller Produkte des ottoman. Kaiserreiches 1863, 1864; Zur Reform der Konsulate, 1864; Ber. über die Kanalisierung der Landenge von Suez, 1865; Die Licht- und Schattenseiten des Staatsbahnsystems, 1877; Die Gründung des österr. Handelsmus., in: N. Fr. Pr. vom 28. 10. 1886; Spanien und seine erste Weltausst., 1889; Das Schiedsgericht im modernen Zivilprozeß, 1891, 4. Aufl. 1909; Erzh. Carl Ludwig 1833–96. Ein Lebensbild, 1897; Unsere Eisenbahnen in der Volkswirtschaft, in: Geschichte der Eisenbahnen der österr.-ung. Monarchie, Bd. 2, 1898; Saluti aegrorum. Aufgabe und Bedeutung der Krankenpflege im modernen Staat. Eine sozialstatist. Untersuchung, 1905; Die Friedensaufgabe der Tarifverträge zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, 1907; Saluti senectutis. Die Bedeutung der menschlichen Lebensdauer im modernen Staat, 1909; Der Schutz edler Tierrassen, 1910.
L.: Wr. Ztg., R. P. und N. Wr. Tagbl. vom 27. 12. 1913; W. Kosch, Biograph. Staatshdb., Bd. 2, 1963; Wurzbach; Wer ist’s? 1908; Denkschrift der niederösterr. Landeshypothekenanstalt aus Anlaß ihres 25jährigen Bestandes 1889–1914, 1914; Das Schiedsgericht der Wr. Börse von 1896–1926, Festschrift zum 50jährigen Bestande des Schiedsgerichtes der Wr. Börse.
(Böck)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 23, 1971), S. 220f.
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